Die Ausstellung „Säugetiere am Ur-Rhein“ ist im Rahmen einer Lehrveranstaltung im Sommersemester 2022 am Institut für Geowissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) entstanden. Sie wurde am 15. und 16. Oktober 2022 während der Mineralien- und Fossilientage in der Ulmenhalle in Ober-Olm präsentiert.
In den Geowissenschaftlichen Sammlungen der JGU und im Naturhistorischen Museum Mainz / Landessammlung für Naturkunde RLP liegen mehrere tausende von Fossilien insbesondere aus Rheinland-Pfalz, die einen Einblick in die Lebewelten vergangener Zeiten geben und zugleich die Klimageschichte dokumentieren. So belegen die Fossilien von Säugetieren, die entlang des Rheins gefunden wurden, entweder subtropische oder eiszeitliche Bedingungen in einem Zeitraum von vor 15 Millionen Jahren bis vor 12.000 Jahren.
Der Ur-Rhein entsprang vor 15-10 Millionen Jahren in der Nähe des heutigen Kaiserstuhls, floss nach Norden und bog bei Worms nach Bingen ab, quer durch das heutige Rheinhessen. Vor etwa 2,7 Millionen Jahren erfolgte die Anbindung an den Alpenrhein und im Eiszeitalter wechselten Aufschotterung und Erosion ab.
Das Titelfoto zeigt die Grabung in Eppelsheim, 2017 (Naturhistorisches Museum Mainz/Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz).
In den subtropischen offenen Wäldern entlang des Ur-Rheins lebten viele Säugetiere. Fossil erhalten sind vor allem Knochen, Zähne und Geweihe der Tiere. Neben Deinotherien werden auch Überreste anderer Rüsseltiere und Urpferde gefunden. Seltener sind Funde von Paarhufern, Raubtieren und Nagetieren.
Heute führt das Naturhistorische Museum Mainz / Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz jährlich Grabungen in Eppelsheim durch.
Waldelefanten, Höhlenbären und Waldnashörner gehören zu den imposantesten Großtieren dieser Zeit. Der damalige Waldelefant war ungefähr einen Meter größer und um einiges schwerer als der heute lebende afrikanische Elefant. Neben Flusspferden genossen auch Sumpfschildkröten und Wasserbüffel ein Bad in den ausgedehnten Gewässern. Währenddessen streiften Pferd, Reh und Wildschwein durch die üppigen Wälder und über grüne Wiesen.
Am Oberrheingraben hinterließ das aufblühende Leben der Tier und- Pflanzenwelt fossile Überreste.
Während der Hochphase der letzten Eiszeit waren etwa 30% der Erde von bis zu 3 Kilometern dicken Eisschilden bedeckt. Durch die Bildung der Eismassen wurden den Ozeanen große Wassermengen entzogen. Dementsprechend lag der Meeresspiegel zu dieser Zeit etwa 130 Meter tiefer als heute.
An das kalte Klima musste sich die Lebenswelt anpassen. Der permanent gefrorene Boden erschwerte es Bäumen zu wachsen. Es setzten sich Gräser und Kräuter durch: die „Mammutsteppe“ entstand. Diese Landschaft bot den idealen Lebensraum für Mammuts, Wollhaarnashörner, Riesenhirsche und riesige Steppenbisons. Aber auch Raubtiere wie Höhlenlöwen, Höhlenhyänen, Wölfe und Eisfüchse durchstreiften die kalte Steppenlandschaft.
Die Jahresdurchschnittstemperatur lag etwa 6°C unter der heutigen. Trotz der niedrigen Temperaturen konnte in den Sommermonaten eine nährstoffreiche Vegetation gedeihen. Fossilien aus der Kaltzeit helfen uns in die Vergangenheit zu schauen.