Studierende der Medienkulturwissenschaft haben die Türen, Schränke und Schubladen der Kartensammlung des Geografischen Instituts geöffnet. Gestoßen sind sie auf städtebauliche Planungskarten aus der Nachkriegszeit, ein ganzes Luftbildarchiv, Stadtpläne sowie auf geologische Karten des 19. Jahrhunderts und Wanderkarten der 1990er Jahre. In der folgenden digitalen Präsentation stellen die Studierenden ausgewählte Karten und deren historische Gebrauchsweisen ins Zentrum ihrer medienkulturwissenschaftlichen Forschung.
Kartografische Medien repräsentieren Territorien, Grenzen, Infrastrukturen und somit auch Herrschaft. In der ihnen eigenen grafischen, zweidimensionalen Verräumlichung vermitteln Karten auch ein soziales, kulturelles und ökologisches Weltwissen. Sie erschaffen wirkmächtige Bilder räumlicher Ordnung und haben Anteil an kollektiven Identitätskonstruktionen. Damit sind Karten operativ: Mit ihnen wird gehandelt, sie sind Instrumente der Orientierung und Machtausübung. Als Lehrmittel finden Karten auch Einsatz in der schulischen und akademischen Lehre.
-
Die digitale Präsentation ergänzt und dokumentiert die Ausstellung „unboxing maps. Karten | Medien | Praktiken“, die vom 25.09. bis 25.10.2024 stattfand.
-
Beide Ausstellungspräsentationen sind das Ergebnis des Lehrprojekts „Karten ausstellen, Räume versammeln“ im Masterstudiengang Medienkulturwissenschaft (Prof. Dr. Gabriele Schabacher) unter der Projektleitung von Dr. Tom Ullrich und Mona Wischhoff, M.A..
Diese Präsentation gliedert sich in drei Sektionen entlang der Praktiken des Forschens, Navigierens und Planens. Darin werden zehn Kartenwerke unterschiedlicher Themen, Herkünfte und historischer Kontexte versammelt. Was sie verbindet, ist ihr gemeinsamer Fokus auf die Stadt Mainz und ihre Umgebung. Die Einzelstudien dokumentieren die Ergebnisse eines explorativen Forschungsprozesses, in dem sich die Studierenden im Sommersemester 2024 ihren jeweiligen Karten genähert haben.
FORSCHEN
Richard Lepsius: Geologische Karte des Deutschen Reichs in 27 Blättern, Justus Perthes Verlag Gotha, 1894–1897, 32 x 40cm, Papier auf Leinen
Zwischen 1894 und 1897 erschien beim Justus Perthes Verlag in Gotha Richard Lepsius‘ „Geologische Karte des Deutschen Reichs in 27 Blättern“, welche als historisches Dokument zentrale Entwicklungen dieser Epoche in sich vereint. Das drucktechnisch revolutionäre Kartenwerk des deutschen Geologen bildet den damaligen Wissensstand um den stratigraphischen Aufbau der Erdkruste nach ihrer zeitlichen Bildungsfolge erstmals für das gesamte Staatsgebiet ab und repräsentiert aus wissenschaftshistorischer Perspektive einen bedeutenden Beitrag für die noch junge akademische Disziplin der Geologie.
Aus kulturtechnischer Perspektive sprechen Karten eine spezifische „Kartensprache“, die auf der semiotischen Dimension von Bild und Text basiert (Schlögel 2003: 98). Lepsius‘ Werk 'spricht' durch kartografisch codierte Farbflächen. Diese Kartensprache ergibt sich aus dem insgesamt 45 Farbtöne umfassenden Kolorit des Titelblatts, welches die inhaltliche und zeitliche Gliederung der Gesteinsformationen sektionsübergreifend in seiner relationalen Logik aufschlüsselt.
Lepsius' Karte kann als diskursiver Beitrag zum Aufbau einer Länder und Grenzen überschreitenden Wissenschaft gedeutet werden. Die Idee wurde schon vor der Reichseinigung von geologischen Gesellschaften formuliert (Kaemmel et al. 2019: 3). Die raumpolitische Zergliederung der topographischen Grundkarte wird durch die neuen ‚Farbgrenzen‘ in Lepsius‘ Werk aufgelöst. Es führt erstmals das geologische Gesamtwissen des Deutschen Reichs zusammen und materialisiert damit die wissenschaftspolitische Überzeugung, dass die „Geologie an Grenzen nicht Halt macht“ (Fahlbusch, 1996: 103).
Fahlbusch, Klaus (1996): „Hundert Jahre Richard G. Lepsius Geologische Karte des Deutschen Reiches (1:500 000)“, in: Berichte der Geologischen Bundesanstalt 35, S. 103-105.
Falke, Horst (1975): Anlegung und Ausdeutung einer Geologischen Karte, Berlin.
Kaemmel et al. (2019): „Die 13 Gründungsväter – eine „pluripotente Gruppe“. Zur Bildung der Deutschen Geologischen Gesellschaft im Revolutionsjahr 1848“, in: Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, S. 1-25.
Krämer, Sybille (2007): „Karten – Kartenlesen – Kartographie. Kulturtechnisch inspirierte Überlegungen“, in: Philine Helas et al. (Hg.): Bild/Geschichte, Berlin, S. 73-82.
Schlögel, Karl (2003): Im Raume lesen wir die Zeit. Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik, München, S. 81-107.
Weigel, Petra (2011): Die Sammlung Perthes Gotha. Forschungsbibliothek Gotha, Berlin (Patrimonia 254).
Zum ausführlichen Artikel von Alisha Jabusch (PDF-Download)
H. Hildebrandt, H. Schürmann, B. Heuser-Hildebrandt, M. Schaumburg: Historisch-geographisch bedeutsame Kulturlandschaftselemente in Rheinland-Pfalz 1997, Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz, Koblenz, Papier
Die Karte visualisiert die geografische Verteilung von 58 verschiedenen Kulturlandschaftselementen in Rheinland-Pfalz. Jede Art von Kulturlandschaftselement ist mit einem eigenen Symbol versehen. Diese Elemente sind in fünf Kategorien eingeteilt: Besondere Siedlungen und Siedlungselemente, spezielle Formen der Wald- und Holznutzung, Elemente der traditionellen Agrarlandschaft, Bergbau, Gewerbe- und Industrieanlagen sowie Verkehrseinrichtungen. Verschiedene Farben markieren die historischen Epochen von der Römerzeit bis zur Neuzeit. Umrandungen der Symbole verdeutlichen die Dichte der Elemente in ihrer jeweiligen Region. Die wissenschaftliche Grundlage der Karte wird durch ein abgedrucktes Literaturverzeichnis unterstrichen, das den Forschungskontext und die Bedeutung der dargestellten Elemente im größeren kulturellen und historischen Kontext verortet.
Bereits ein Herausgreifen der Kategorien von Kulturlandschaftselementen verdeutlicht die Diversität, die hier zusammengezogen wird: So können etwa besondere Siedlungen und Siedlungselemente Ausdruck der kulturellen und sozialen Entwicklung einer Region sein. Sie können als religiöse, wirtschaftliche, aber auch kulturelle Zentren dienen, sie sind sowohl touristische Attraktionen als auch Erinnerungsorte. Etwa spezielle Formen der Wald- und Holznutzung sichern die Biodiversität, fördern handwerkliche Traditionen und schaffen Arbeitsplätze. Elemente der traditionellen Agrarlandschaft repräsentieren jahrhundertealte landwirtschaftliche Praktiken, die nicht nur für die regionale Wirtschaft, sondern auch für das Landschaftsbild prägend sind. Bergbau, Gewerbe- und Industrieanlagen sind Zeugnisse industrieller Entwicklung und technologischen Fortschritts und dokumentieren wirtschaftliche sowie soziale Veränderungen. Verkehrseinrichtungen haben die regionale Mobilität und den wirtschaftlichen Austausch gefördert. Sie sind jedoch nicht nur funktional, sondern auch architektonisch ansprechend und ziehen Besucher an. Die Karte leistet Vermittlungsarbeit, indem sie diese Elemente im Raum verortet, zugänglich macht und ihre Bedeutung im kollektiven Bewusstsein verankert.
Custodis, Paul-Georg (1991): Technische Denkmäler in Rheinland-Pfalz: Spuren der Industrie- und Technik-Geschichte, Koblenz.
Felten, Franz Josef (2015): Erinnerungsorte in Rheinland-Pfalz, Wiesbaden.
Job, Hubert (1999): Der Wandel der Historischen Kulturlandschaft und Sein Stellenwert in der Raumordnung: eine historisch-, aktual- und prognostisch- geographische Betrachtung traditioneller Weinbau-Steillagen und ihres bestimmenden Strukturmerkmals Rebterasse, diskutiert am Beispiel rheinland- pfälzischer Weinbaulandschaften, Flensburg.
Ziegler, E. (1861): Die Cultur Und Gewinnung Der Band- Und Korbweide, Quakenbrück.
Zum ausführlichen Artikel von Lisa-Aileen Ohwerk (PDF-Download)
Ekkehard Hein: Zentralörtliche Gliederung und regionale Schulplanung: Eine Untersuchung in der Planungsregion Rheinhessen, 25 Karten, 1974, 36 x 25cm, kartoniertes Papier
Unter anderem visualisierten die kartografischen Darstellungen die Verteilung und Einzugsbereiche verschiedener Dienstleistungen. So wurde erfasst, wo Supermärkte, Apotheken, Fahrschulen, Hallenbäder, Bekleidungsgeschäfte, Fotografen und auch verschiedene Schulformen in Rheinhessen ansässig waren und welchen Einzugsbereich diese jeweils bedienten. Damit handelt es sich um thematische Karten, die räumliche Verteilungen darstellen. Als Zeugnisse der 1970er Jahre leisten die Karten ein Mapping von Infrastrukturen im Kontext noch junger, neu entstandener Verwaltungsstrukturen.
Mit ihren kleinformatigen Abmessungen von 36 cm auf 25 cm sind die Kartenblätter etwas größer als das gängige DIN A4-Format. Der kartografische Ausschnitt wurde der Gemeindegrenzkarte Rheinland-Pfalz mit den Maßen 1:200.000 entnommen, der auf den Maßstab 1:250.000 verkleinert wurde.
In den Karten wurde diese Gemeindegrenzkarte mit verschiedenen empirischen Daten verknüpft: Die Daten, die in die Karten eingingen, wurden in mehreren Schritten erhoben. Fragebögen, statistische Erhebungen, Branchenverzeichnisse, mündliche Angaben von Mitarbeitenden regionaler Verbände und von Kreisverwaltungen bildeten die empirische Basis der Forschungsarbeit. Die Karten geben Auskünfte über Einzugsbereiche von damals besonders relevanten Dienstleitungen, zu denen neben Supermärkten etwa auch noch Fotografen zählten. In der kartografischen Übersicht wurden die lokalen Unterschiede in den Versorgungsniveaus bis hin zu Versorgungslücken sichtbar.
Mapping zur Erkennung räumlicher Muster
Solcherart hergestellte thematische Karten sind ein Repräsentationsmedium, das statistische Messwerte visuell darstellt. Die Zusammenhänge dieser zahlenbasierten Daten werden in visuelle Daten übersetzt (vgl. Felsch 2011: 118). Durch spezielles Mapping, also die gezielte kartografische Darstellung von Daten, können komplexe Informationen auf eine Weise aufbereitet werden, die visuell erfassbar, lesbar und interpretierbar ist.
Dieses Mapping verwendet verschiedene visuelle Elemente wie Farben und Symbole, um die zuvor meist tabellarisch erfassten Datensätze darzustellen. Indem diese Daten thematisch auf Karten projiziert werden, lassen sich räumliche Muster und Trends erkennen, die in reinen Zahlenreihen oft verborgen bleiben.
Felsch, Philipp (2011): „Wie August Petermann den Nordpol erfand. Umwege der thematischen Kartografie“, in: Steffan Siegel/ Petra Weigel (Hg.): Die Werkstatt des Kartographen, Materialien und Praktiken visueller Welterzeugung, München, S. 109-123.
Hein, Ekkehard (1974): Zentralörtliche Gliederung und regionale Schulplanung. Eine Untersuchung in der Planungsregion Rheinhessen, Mainz.
Zum ausführlichen Artikel von Louisa Probst (PDF-Download).
Ekkehard Hein: Zentralörtliche Gliederung und regionale Schulplanung: Eine Untersuchung in der Planregion Rheinhessen, 25 Karten, 1974, 36 x 25 cm, kartoniertes Papier.
Die Kartenreihe, die 1973 in der Dissertation „Zentralörtliche Gliederung und regionale Schulplanung“ von Ekkehard Hein entstanden, wurden 1974 vom Geografischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Rahmen der Mainzer Geographischen Studien in Heft 7 publiziert. Die Größe der Karten lässt sich auf die Veröffentlichungsart zurückführen, da sie gefaltet hinten im Buch als Anhang eingelegt wurden. Sie sind auf kartoniertem Papier und in einer Sondergröße angefertigt, die mit 36 mal 25 Zentimeter etwas größer als DIN A4 ist.
Es wurden viele unterschiedliche Grafiken wie beispielsweise Kreisdiagramme und andere Gestaltungselemente wie die Einfärbung von Ortsgemeinden in verschiedene Farben verwendet, um die jeweilige Aussage der Karte möglichst anschaulich und auf einen Blick sichtbar zu machen. So wurde beispielsweise in Karte 17 die Klassenanzahl der jeweiligen Schulart in den Städten bzw. Gemeinden in unterschiedlich großen Rechtecken dargestellt. Durch das Muster des Rechtecks war erkennbar, um welche Schulart es sich handelte. Je mehr Klassen vorhanden waren, desto größer war das Rechteck.
In Karte 24 und 25 werden die Prognosen über zukünftig benötigte Klassenzüge in verschieden-farbigen Punkten dargestellt, wobei die unterschiedlichen Farben Rückschlüsse auf die jeweiligen Schularten zulassen. Die Anzahl der Punkte weist auf die prognostizierte Zahl der benötigten Klassenzüge in der jeweiligen Stadt bzw. Gemeinde hin. So antworten die Karten auf die Fragen, erstens welche Schularten wo 1985 vertreten sein sollten und zweitens wie viele Klassen pro Schulart in dieser Prognose für 1985 benötigt würden.
Die Karten dienten der Forschung und erst nachfolgend gingen sie in die Planung ein. Sie boten aus wissenschaftlicher Perspektive einen Blick auf die Schulplanung als infrastrukturelle Aufgabe und zeigten die funktionale Verflechtung der Schulen auf. Um diese Prognose geben zu können, mussten zuvor Daten erhoben werden, welche in den Karten 17 bis 23 kartografisch dargestellt sind. Die Prognosen wurden anschließend aufgestellt und ebenfalls kartografisch visualisiert. Die benötigten Klassenzüge sollten deutlich auf einen Blick ersichtlich sein.
Die Karte 24 stellt die prognostizierte Verteilung der Schüler:innen auf die verschiedenen weiterführenden Schulformen für das Jahr 1985 dar, u.a. auch für Nieder-Olm. Die damalige Gemeindeverwaltung Nieder-Olm beauftragte Hein, eine solche Prognose speziell für ihre Gemeinde zu erstellen. Die bestehenden Karten 24 und 25 und die damit zusammenhängende Forschung trugen somit zum Neubau eines Gymnasiums in Nieder-Olm bei. Die Bestandsaufnahmen und Prognosen der räumlichen Verteilung, wie sie die Karten Heins auf einen Blick sichtbar machen, waren demnach auch in einem planerischen Kontext wirksam.
Hein, Ekkehard (1974): Zentralörtliche Gliederung und regionale Schulplanung. Eine Untersuchung in der Planungsregion Rheinhessen, Mainz.
Zum ausführlichen Artikel von Katharina Herz (PDF-Download).
NAVIGIEREN
Wilhelm Stollfuß Verlag / Kartographisches Institut: Stadtplan Mainz. Stollfuss-Plan Nr. 49, Wilhelm Stollfuß Verlag Bonn, ca. 1953-1963, 87,5 x 67cm, Papier.
Der „Stadtplan Mainz“ zeigt „Mainz mit allen Vororten“ und verfügt über ein 24-seitiges Begleitheft. Dieses bietet eine ausführliche Auflistung der Behörden, Verkehrsanbindungen, kulturellen Einrichtungen und Sportanlagen sowie ein detailliertes Verzeichnis aller Straßen und Plätze in Mainz und Umgebung.
Diesem Verzeichnis ist außerdem eine Einführung mit Hinweisen zum Gebrauch beigefügt, die es den Nutzer:innen erlaubt, sich schnell auf dem Stadtplan zurecht zu finden und zu orientieren.
Die Karte selbst ist in 100 Planquadrate unterteilt und enthält eine Legende in der oberen rechten Ecke, die durch klare Symbole und Farben das schnelle Auffinden von Polizeistationen, Postämtern, Parkplätzen, Straßenbahnen und weiteren wichtigen Orten ermöglicht. Ein Ausschnitt der Mainzer Innenstadt im Maßstab 1:8500 in der linken unteren Ecke ergänzt die Hauptkarte im Maßstab 1:15000 und ist dort rot umrandet. Die Planquadrate beider Ansichten stimmen überein und können leicht abgeglichen werden.
Die gesamte Gestaltung des Stadtplans ist darauf angelegt, den Nutzer:innen eine schnelle und einfache Orientierung zu ermöglichen.
Der „Stadtplan Mainz“ liegt in der achten Auflage vor, enthält jedoch keine Angabe eines Erscheinungsjahres. So wird die Datierung zur Spurensuche, wie die Analyse eines Details zeigt. Der Stadtplan Mainz bildet neben der heutigen Theodor-Heuss-Brücke die provisorische Alexander-M.-Patch-Brücke ab.
So lässt sich der Stadtplan Mainz auf die frühen 1950er Jahre bis 1960er Jahre datieren und stellt damit ein historisches Artefakt aus der Nachkriegszeit dar. Er dokumentiert die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges und den darauffolgenden Wiederaufbau der Stadt Mainz, der das Leben der Einwohner:innen nachhaltig prägte und mitbestimmte.
Kleukens, H./Wolf, Siemonsen (1950): Wiederaufbau der Strassenbrücke Mainz-Kastel. Eine Denkschrift zur Brückenweihe 1950, Mainz.
Krämer, Sybille (2007): „Karten - Kartenlesen - Kartographie. Kulturtechnisch inspirierte Überlegungen“, in: Philine Helas et al. (Hg.): Bild/Geschichte, Berlin, S. 73-82.
Müller, Susanne (2022): „Vom Zurechtfinden im Raum. Eine kurze Mediengeschichte des Navigierens“, in: Navigationen – Zeitschrift für Medien – Kulturwissenschaften, Jg. 22 (1), S. 35-49.
Rinkens, Leonie (2024): Interview mit dem Zeitzeugen Norbert Karl. Video-Interview, Juli 2024, Wiesbaden.
Schlögel, Karl (2006): Im Raume lesen wir die Zeit. Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik, Frankfurt am Main.
Werner, Sandra (2023): „Nach Brückensprengung: Das war die Mainzer Alexander-M.-Patch-Brücke“, in: Merkurist Mainz vom 25.03.2023, https://merkurist.de/mainz/26-maerz-1945-nach-brueckensprengung-das-war-die-mainzer-alexander-m-patch-bruecke_LcT (zuletzt abgerufen 27.05.2023).
Zum ausführlichen Artikel von Leonie Lina Rinkens (PDF-Download).
Rolf Dörrlamm/Hans G. Frenz: Mainz zur Römerzeit, Allgemeine Zeitung/ Stadt Mainz/ Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz, 1989, 60 x 60 cm, robustes Hochglanzpapier.
Beim Aufklappen des Stadtplans findet man auf der Vorderseite Texte zu 25 römischen Bauwerken und der römischen Ansiedlung in Mainz. Ergänzt wird dies durch vier Fotos römischer Stätten und ein persönliches Grußwort des damaligen Bürgermeisters Herman-Hartmut Weyel. Im unteren Teil befindet sich eine Karte, die Wissen über die römischen Lager in Mainz vermittelt.
Auf der Rückseite sind die 25 römischen Bauwerke in einer zweiten Karte vermerkt. Sofern diese im Original oder als Kopie im Stadtbild vorhanden sind, ist ihrem Standort eine Rekonstruktionszeichnung beigefügt. Beispielhaft ist hierfür der Dativius-Victor-Bogen zu nennen, der mit der Nummer 20 versehen ist.
Beide Karten verwenden nur wenige farbige Akzentuierungen: Rote Linien markieren römische Wehrmauern, grüne Linien Straßen und blaue Linien stellen Wasserleitungen dar. Dabei symbolisieren durchgezogene Linien ergrabene oder gesicherte Verläufe, während gestrichelte Linien nur hypothetische Verläufe verzeichnen.
Die Veröffentlichung des Stadtplans fand im Rahmen einer erinnerungskulturellen Kampagne zur Rückbesinnung auf die römische Vergangenheit von Mainz statt. Die begleitende Berichterstattung in der Allgemeinen Zeitung offenbart die Ziele der beteiligten Akteure aus der lokalen Politik, Presse und Kultur: Die römische Geschichte der Stadt solle wieder zugänglicher und öffentlich sichtbarer werden. Eine ergänzende Artikelserie des an der Karte beteiligten Publizisten Rolf Dörrlamm und die finanzielle Förderung der Beschilderung römischer Stätten unterstützen diese Initiative.
Nach Aleida Assmann sind die verzeichneten römischen Stätten als „Gedächtnisorte“ zu verstehen, die durch ihre historische und kulturelle Bedeutung die kollektive Erinnerung festigen. Sie verkörpern eine Kontinuität, die über individuelle und epochale Erinnerungen hinausgeht. In Mainz zeigen die römischen Ruinen, wie „Geschichte in den Schauplatz hineinwandert“ und eine Gedächtnislandschaft bildet, die die Vergangenheit lebendig hält (Assmann 2010: 315). So wird Mainzer:innen ermöglicht, sich aktiv ein kollektives Bewusstsein zu erwandern.
Anonym (Kürzel: Bdv.) (1989): „Römischer Stadtplan erwies sich als ‚Renner‘“, in: Allgemeine Zeitung Mainz, 21.07.1989, S. 9.
Anonym (Kürzel: Mp.) (1988): „Stadtplan des römischen Mainz: das neue Bild von Mogontiacum“, in: Allgemeine Zeitung Mainz, 18./19.06.1988, S. 13.
Anonym (Kürzel: Red.) (1989): „Römischer Stadtplan bleibt ‚Renner‘“, in: Allgemeine Zeitung Mainz, 28.07.1989, S. 13.
Assmann, Aleida (2010): Erinnerungsräume: Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses, München.
Zum ausführlichen Artikel von Julia Endres (PDF-Download).
Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz: Topographische Karte mit Wander- und Radwegen Mainz und Rheinhessen, Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz, 1992, 88 x109 cm, Papier.
Erst um 1990 wurde Rheinhessen als (Rad)Wander- oder Ferienregion bekannt gemacht, unter anderem durch die an den ausgestellten Objekten Beteiligten. Diese stehen deshalb auch für eine in diesem Zeitraum stattfindende touristische Erschließung und mediale Verarbeitung und Verbreitung der Region. Außerdem: die Objekte wurden häufig gemeinsam genutzt, sie sind Elemente eines medialen Ensembles, das sich aus Medien der Orientierung, Hilfsmitteln wie Kompass oder GPS-Gerät, Verkehrsmitteln und relevanten Infrastrukturen zusammensetzt. Der Radwanderführer verweist z. B. auf Karten, ohne die eine genaue Orientierung nicht möglich sei und beide verweisen auf Aussichtspunkte, Ausschilderungen und die Wander- und Radwege selbst. Diese sind oft Teil einer weitergehenden Infrastruktur, der der staatlichen Institutionen oder Freizeitvereine, die für die Erstellung und Instandhaltung der Wege und Beschilderung verantwortlich sind und in dieser Form zu einem Großteil der hier aufgeführten Medien beigetragen haben.
Dünne, Jörg (2011): „Portable Media und Weltverkehr. Die Taschenatlanten des Perthes Verlags“, in: Steffen Siegel/Petra Weigel (Hg.): Die Werkstatt des Kartographen. Materialien und Praktiken visueller Welterzeugung, München, S. 185-204.
Krämer, Sybille (2007): „Karten - Kartenlesen - Kartographie. Kulturtechnisch inspirierte Überlegungen“, in: Philine Helas et al. (Hg.): Bild/Geschichte, Berlin, S. 73-82.
Müller, Susanne (2012): Die Welt des Baedeker. Eine Medienkulturgeschichte des Reiseführers; 1830-1945. Frankfurt am Main.
Rösch, Heinz-Egon (1989): Kompass Rad-Wanderführer Rheinhessen Pfalz. Rund- und Streckentouren, Stuttgart.
Rösch, Heinz-Egon (1990): Wandern in Rheinhessen. Ein Rheinhessenbuch, Mainz.
Zum ausführlichen Artikel von Tamara Vitzthum (PDF-Download).
PLANEN
Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz / Institut für Angewandte Geodäsie / Amt für Militärisches Geowesen: Karte der Bildflüge in Rheinland-Pfalz 1987/88, 69 x 59 cm, Papier.
Die Karte der Bildflüge von 1987/88 diente dem Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz zur Planung und Speicherung von Bildflügen. Eine solche Karte wurde jährlich erstellt, so dass die Sammlung aller Karten eine Sammlung aller in Rheinland-Pfalz durchgeführten Befliegungen wäre.
Die vergangenen Bildflüge sind in der Karte mit zugehöriger Legende auf der rechten Seite in Rot vermerkt. Die im nächsten Jahr geplanten Bildflüge sind wiederum blau markiert.
Zur Aktualisierung topografischer Karten dienten regelmäßige großflächige Landesbefliegungen. Auch Mainz – und der Campus der Johannes Gutenberg-Universität – war Teil des 1987 beflogenen Gebiets. Das LVermA RLP ließ Bildflüge aber auch zur Straßenplanung durchführen, wie die Luftbilder zum Bau des Tiefkreisels in Koblenz an der B9 zeigen. Dieses Verzeichnis und die damit verbundenen Luftbilder dienten also nicht nur dem Landesvermessungsamt selbst, sondern auch Vorhaben anderer Stellen wie Forstämtern, Ingenieurbüros oder der Deutschen Bahn.
Die Karte der Bildflüge verweist neben der Praktik des Planens und Kooperierens auch auf Praktiken des Erhebens, des Auswertens, des Neuberechnens, des Betrachtens und des Verwaltens von Daten. Im Verbund mit den historischen Luftbildern von Mainz und einem Spiegelstereoskop zur analogen Betrachtung und Auswertung veranschaulicht sie den Prozess einer historischen Kartenerstellung: von der Planung der Bildflüge bis zur fertigen Karte. Die Praxeologie des Kartografierens zeigt dabei auf, dass Karten gemachte Dinge sind, d.h. Ergebnisse eines komplexen Prozesses, der durch spezialisierte Techniken, Institutionen und Entscheidungen geprägt ist.
Bildflüge wurden durchgeführt, um Daten für die Herstellung von Karten zu erheben. Diese Befliegungen sind mit einem erheblichen materiellen Aufwand verbunden, denn die Bildflugfirmen mussten über ein medientechnisch ausgestattetes Flugzeug mit hochauflösender Kamera verfügen (siehe Bild 1).
Um aus zwei überlappenden Luftbildern ein dreidimensionales Bild zu erzeugen, wurde in der Kartografie ein Spiegelstereoskop verwendet (siehe Bild 2).
In vier Schubladen mit Hängeregistern befinden sich Luftbildaufnahmen, die das Luftbildarchiv des Geografischen Instituts bilden. Die Archivierung von Luftbildern kann als hochrelevant angesehen werden, denn sie ermöglicht einen Blick in die Vergangenheit (siehe Bild 3).
Eidenbenz, C. (1978): „Einsatz der Photogrammetrie bei der Nachführung der Landeskarte“, in: Vermessung, Photogrammetrie, Kulturtechnik 76 (10), 302-308.
Karte der Bildflüge in Rheinland-Pfalz. 23. Ausgabe. Stand vom 31.12.1987. Hrsg.: Landesvermessungsamt RLP.
Schanze, Helmut (2002): [Art.] „Metamedien“, in: ders. (Hg.): Lexikon Medientheorie und Medienwissenschaft. Ansätze – Personen – Grundbegriffe. Stuttgart, S. 155, 262.
November, Valérie, Eduardo Camacho-Hübner, Bruno Latour (2013): „Das Territorium ist die Karte. Raum im Zeitalter digitaler Navigation“, in: Tristan Thielmann/Erhard Schüttpelz (Hg.): Akteur-Medien-Theorie, Bielefeld, S. 583-614.
Zum ausführlichen Artikel von Janina Dillmann (PDF-Download).
Landesplanung Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz. Erschließungs- und Entwicklungsnetz ca. 1950er bis 1960er Jahre, Druck auf Papier, 385 x 520 mm.
Das Hauptaugenmerk der Karte liegt auf der infrastrukturellen Planung. Sie zeigt Städte, die als Oberzentren oder Mittelzentren (mit Teilfunktion) ausgewiesen sind und visualisiert, wie diese mittels Verkehrs- und Versorgungsinfrastrukturen miteinander verbunden werden sollen. Sie zeigt somit nicht, wie diese Netze tatsächlich verliefen, sondern markiert auf abstrakte Weise, wie sie in der Zukunft implementiert sein sollten.
Die Karte visualisiert mit ihren optisch markanten Hauptachsen infrastrukturelle Planung: Einer Prämisse der Dezentralisierung folgend sollte das Entstehen von Ballungszentren vermieden sowie Wirtschaft und Industrie ausgewogen auf die Fläche des Landes verteilt werden (Blotevogel 2011: 123). So wird der Plan als ein innenpolitisches Instrument zur räumlichen und wirtschaftlichen Strukturierung des Landes lesbar.
Daneben war es jedoch auch Aufgabe der Landesplaner:innen, Rheinland-Pfalz infrastrukturell in Westeuropa einzubinden (Landesplanungsgesetz Rheinland-Pfalz 1966: 177). Die zu den Kartenrändern weisenden Pfeile (etwa nach Köln, Metz, Frankfurt oder Straßburg) belegen dieses Verständnis der Verortung der regionalen Infrastrukturen in überregionalen, nationalen und sogar internationalen Verknüpfungen. Wichtig erschien also nicht nur die Anbindung in das föderale System der Bundesrepublik, sondern auch die Verortung innerhalb eines Europas der Nationalstaaten, das im Zuge des Kalten Kriegs auch infrastrukturell neu geordnet werden musste.
Auf diese Weisen zeigt sich, wie die Karte als Visualisierung von Infrastrukturplanung in komplexe gesellschaftliche Aushandlungsprozesse und historische Zusammenhänge eingebunden war – von einer Reflexion der Vergangenheit über die Bedürfnisse der Gegenwart der Nachkriegszeit bis zur Projektion einer planvollen Zukunft.
Blotevogel, Hans Heinrich (2011): „Raumordnung im westlichen Deutschland 1945-1990“, in: Klaus Borchard (Hg.): Grundriss der Raumordnung und Raumentwicklung, Hannover, S. 115-168, hier S.123.
Zum ausführlichen Artikel von Charlotte Groß (PDF-Download).
Stadt Mainz Flächennutzungsplan, Entwurf Planstufe I, Stand: April 1995, Baudezernat: Bürgermeister Norbert Schüler, Stadtplanungsamt: Herbert Feßenmayr, Günther Ingenthron, Hubert Berg, Carsten Schoch, Michael Finkenauer, Doris Ims.
Die Karte trägt den Titel „Stadt Mainz – Flächennutzungsplan“ und erschien im April 1995. Der Beschluss, einen neuen Flächennutzungsplan aufzustellen, wurde bereits im November 1989, also sechs Jahre vorher, getroffen. Der Plan wurde auf chlorfreiem Papier gedruckt, um die Karte zu schützen, ist die Vorderseite mit einer Plastikfolie bedeckt. Sämtliche Flächen im Mainzer Stadtgebiet sind farblich eingefärbt. Die Farben von rubinrot über hellgelb bis violett verweisen auf die verschiedenen Nutzungen. Einfarbige Einfärbungen markieren, wie die Flächen zum damaligen Zeitpunkt tatsächlich genutzt wurden, während schraffierte Flächen zukünftige Pläne darstellen.
Auch die Rückseite des Plans ist bedruckt: Hier erfährt der/die Leser:in, die genauen Ziele, welche die Stadt mit der Flächennutzung in Zukunft umsetzen will. So solle ein Gleichgewicht aus Umweltbelangen, einem gut ausgebauten Verkehrssystem und genügend Wohneinrichtungen geschaffen werden.
Nicht nur der Flächennutzungsplan selbst ist ein wichtiges Medium, auch die Berichterstattung über den Plan ist aufschlussreich. Die beiden Artikel zeigen, dass die Reaktionen auf den Flächennutzungsplan durchaus kontrovers waren. In dem redaktionellen Artikel „Nein zu den Änderungen“, erschienen am 30. Juni 1995 in der Allgemeinen Zeitung, wird darüber berichtet, dass sich der Ortsbeirat von Weisenau gegen das geplante Wohngebiet nördlich des Volksparks ausspricht. Der Artikel verdeutlicht, dass die bereits oben erwähnten Flächen, die als Wohngebiet geplant sind, zum damaligen Zeitpunkt Teil des Volksparks waren. Der Flächennutzungsplan zieht also eine Verkleinerung des Volksparks in Betracht, wogegen sich die Anwohner:innen wehren. Hier wird ein Problem der Darstellungsweise deutlich: Bei den gestreiften Flächen wird nur die geplante Nutzung angezeigt, nicht aber die derzeitige Verwendung der Fläche. Dadurch können die Auswirkungen der Nutzungsänderungen – wie hier die Umwandlung von Park- in Wohnflächen – nicht nachvollzogen werden. Der Plan verliert an Transparenz.
Die beiden Artikel zeigen einerseits den öffentlichen Widerstand, der durch die vorgeschlagenen Planänderungen ausgelöst wurde. Andererseits verdeutlichen die Artikel die vielen unterschiedlichen und teils auch widersprüchlichen Anforderungen, die an den FNP gestellt werden. Insgesamt wird deutlich, wie wichtig der FNP für die zukünftige Entwicklung der Stadt war und wie stark der Plan die Interessen und Prioritäten der verschiedenen Lokalpolitiker:innen berührt.
Auch die Stellungnahmen der Bürger:innen sind interessantes Zusatzmaterial und gehören zum FNP. In der obigen Stellungnahme kritisiert ein Bürger, dass mit dem Abzug der US-Truppen beim Militärflugplatz Finthen ein neuer Stadtteil im Plan vorgesehen sei. Die Beschwerde des Bürgers befindet sich auf der linken Seite, auf der rechten Seite ist die Antwort der Stadt abgebildet. Obwohl sich die Stellungnahme auf die zweite öffentliche Auslegung des FNP bezieht, die vom 1. Februar 1999 bis zum 5. März 1999 stattfand, kann sie dennoch als beispielhaft für öffentliche Reaktionen auf den FNP gelten.
Zum ausführlichen Artikel von Roberta Immenschuh (PDF-Download).
Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz / Wasser- und Schifffahrtsdirektion Mainz: Deutsche Grundkarte 1 : 5000 Mainz, 20cm – Karte, herausgegeben 1962, berichtigt 1992, Astralon-Folie.
Bei Betrachtung der DGK 5 fällt zunächst das besondere Material der Karte ins Auge. Die DGK 5 ist nicht auf Papier, sondern auf einer transparenten Kunststofffolie gedruckt worden. Dieses Vorgehen erleichtert in der kartografischen Praxis der Deutschen Grundkarte die Dokumentation ermittelter Ergebnisse oder Veränderungen auf den Kartenträgern. Neuerungen können in Folienform meist einfacher eingearbeitet werden. Mit speziellen Schabern lassen sich Einzeichnungen auskratzen und wegradieren.
Die enorme Detailfülle der Kartensprache ist ein zentrales Merkmal der DGK 5. Ihr Anspruch lebte vom hohen Standardisierungsgrad der Zeichenerklärung. Am rechten Kartenrand lassen sich alle in der Karte verwendeten Zeichen und Darstellungen nachverfolgen. Die Genauigkeit, mit der die DGK 5 arbeitet lässt sich daran erkennen, dass selbst kleinteilige Aspekte der Landschaft in die Erstellung der Karte mit aufgenommen und abgebildet wurden: verschiedene Grenzen und Verkehrsnetze, öffentliche und private Gebäude, unterschiedliche Waldarten und Grünflächen.
Die begleitenden Musterblätter stellen eine Art Anleitung dar, wie das standardisierte Kartenwerk der DGK 5 hergestellt und betrachtet werden soll. Für jedes grafische Detail gab es allgemein gültige Vorgaben, die die richtige Einzeichnung von Verkehrswegen, Gewässern, Wohnhäusern oder öffentlichen Plätzen gewährleisteten sollten (vgl. Musterblatt für die Deutsche Grundkarte 1 : 5000 (1983)).
Am hohen Detailgrad der umfangreichen Blätter lässt sich erahnen, wie fordernd die ständige Aktualisierung der Musterblätter und des Kartenwerks gewesen sein muss. Die Standards hatten auf nationaler Ebene zu bestehen, wurden aber auf lokaler Ebene von den jeweiligen Katasterämtern festgestellt. Damit bezeugen die verschiedenen Ausgaben der Musterblätter (hier: 1947, 1955 und 1983) komplexe Prozesse eines amtlichen Kartierungsprojekts, die eine so hochgradige Standardisierung erst möglich machen.
Der hohe Standardisierungsgrad der DGK 5 hatte vor allem den Anspruch, einen reibungslosen Kommunikationsablauf innerhalb der Kartografie und ihrer Einrichtungen zu gewährleisten. Die ständige Aktualisierung des Kartenwerks und seiner Musterblätter war einer sich wandelnden Topografie sowie Schrift- und Zeichennormen geschuldet. Die Musterblätter gaben zusätzlich Auskunft über organisatorische Abläufe und mögliche Änderungen dieser (vgl. Nachrichten der Niedersächsischen Vermessungs- und Katasterverwaltung 1982). Gerade das Streben nach Standards und Normen gewährleistete die Zusammenarbeit und den Austausch der Mitarbeiter:innen der einzelnen Landesvermessungs- und Katasterämter, die sich an der einheitlichen Bild- und Kartensprache orientieren konnten.
Deutsche Grundkarte 1:5000 (1982): in: Niedersächsischer Minister des Innern, Referat Vermessungs- und Katasterwesen (Hg.): Nachrichten der NiedersächsischenVermessungs- und Katasterverwaltung, Nr. 3, 32. Jahrgang, Hannover.
Landesvermessungsamt für Geoinformation und Landvermessung Niedersachsen, „Archivausgaben der Deutschen Grundkarte 1 : 5 000 (DGK5), letzte Ausgabe“, https://www.lgln.niedersachsen.de/startseite/geodaten_karten/historische_karten/dgk5_archivausgaben/archivausgaben-der-deutschen-grundkarte-1-5-000-dgk5-letzte-auflage-141246.html (zuletzt abgerufen: 01.06.2024).
Musterblatt für die Deutsche Grundkarte 1:5000 (1955), in: Niedersächsisches Landesvermessungsamt (Hg.), Hannover, S. 16.
Musterblatt für die Deutsche Grundkarte 1 : 5000 (1983): in: Arbeitskreis Topographie der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland, Hannover.
Musterblatt und Zeichenvorschrift für die Deutsche Grundkarte 1:5000 (1947), in: Reichs- und Preußisches Ministerium des Innern (Hg.), Hamburg.
Zum ausführlichen Artikel von Hannah Ruffing (PDF-Download).
Impressum zur Ausstellung
Kuratorinnen: Janina Dillmann, Julia Endres, Charlotte Groß, Katharina Herz, Roberta Immenschuh, Alisha Jabusch, Lisa-Aileen Ohwerk, Luisa Probst, Leonie Rinkens, Hannah Ruffing, Tamara Vitzthum
Projektleitung: Dr. Tom Ullrich und Mona Wischhoff, M.A.
Leitung Masterstudiengang Medienkulturwissenschaft: Prof. Dr. Gabriele Schabacher
Gestaltung, Grafikdesign: Tanja Labs (artefont, Ingelheim)
Gestaltung und technische Umsetzung der virtuellen Ausstellung: Silke Mohr
Leihgeber: Kartensammlung des Geografischen Instituts, Dr. Timo Willershäuser
Fotografie: Danijel Sijakovic
Das Projektteam dankt ausdrücklich Dr. Timo Willershäuser und Tom Haseloer vom Geografischen Institut für den Zugang zur Kartensammlung und für die wissenschaftliche Unterstützung, Dr. Oliver Eberlen und Silke Mohr (Stabsstelle Marketing und Kommunikation der Universitätsbibliothek) für die Gestaltung und technische Realisierung der digitalen Präsentation sowie Tanja Labs (artefont) und Dr. Patrick Schollmeyer (Kurator der Schule des Sehens) für die Zusammenarbeit im Rahmen der Ausstellungsgestaltung.
Für die finanzielle Förderung des Lehr- und Ausstellungsprojekts danken wir dem Leitungsgremium der Schule des Sehens und der Professorin für Medienkulturwissenschaft Gabriele Schabacher.
Kontakt
Gestaltung und technische Umsetzung dieser Seite: Universitätsbibliothek Mainz, website@ub.uni-mainz.de