Wie wurde in der Antike im Gegensatz zu heute Wissen gespeichert? Welche Speichermedien kamen zum Einsatz? War Langzeitspeicherung nicht schon Thema im Alten Orient? Wie funktionierte „Influencing“ in der griechisch-römischen Antike? Sind Tech-Götter wirklich ein modernes Phänomen? Diesen und anderen Fragen geht die Ausstellung „Save-the-data! Einblicke in 6000 Jahre Wissensspeicherung“ in den folgenden Kapiteln nach.
From Clay to Cloud
Wissensspeicher in historischer Perspektive
„Die Macher“ – Nerds gab es schon immer!
Instrumente zur Wissens- und Datenspeicherung
Gepostet – Gelikt – Geteilt: Antike soziale Medien
„Influencing“ in der Alten Welt
Tech-Götter von Thot bis Steve Jobs
Das Phänomen der Tech-Vergötterung

Ein wirklicher Meilenstein in dieser Hinsicht war hingegen um die Mitte des 15. Jhs. die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg. Texte mussten nun nicht mehr zeitintensiv handschriftlich vervielfältigt werden, sondern konnten beliebig oft gedruckt werden. Dies vereinfachte nicht nur das Festhalten, sondern beschleunigte insbesondere das Verbreiten von Wissen enorm.
Es blieb aber dabei, dass vor dem Druck eine handschriftliche Vorlage (lat. Manuscriptum) angefertigt werden musste. Für viele Textgattungen, wie Briefe, Rechnungen, Listen etc., die nicht vervielfältigt werden sollten, wurden ohnehin keine Druckfassungen produziert. Dies änderte sich erst am Ende des 19. Jahrhunderts, als die ersten in Serie gefertigten Schreibmaschinen auf den Markt kamen. In Windeseile zogen sie in die Schreibstuben vieler Ämter sowie Unternehmen ein und beschleunigten den Schriftverkehr. Die ab der Mitte der 1870er verkaufte Remington No. 1 war die erste Schreibmaschine mit der QWERTY-Tastaturbelegung, die sich bis heute, zumindest für englischsprachige Tastaturen, gehalten hat.
Damit war aber lange noch nicht das Problem der Speicherung des nun maschinell und nicht mehr unbedingt handschriftlich zu erfassenden Wissens gelöst. Die Kapazitäten hingen nach wie vor von der Anzahl der zur Verfügung stehenden einzelnen Arbeitskräfte, den nutzbaren Materialien und den vorhandenen physischen Speicherräumen (Größe der Bibliotheken, Büros, Lagerräume etc.) ab.
Dies begann sich erst mit der Entwicklung der Personal Computer (PC) und ihren digitalen Speicherplätzen fundamental zu ändern. 1976 kam mit dem Apple 1 der erste PC auf den Markt. Seitdem entwickelte sich die Speicherleistung in einem Tempo, das die gesamte vorherige Entwicklung in den Schatten stellt. Aktuelle Festplatten in Heimcomputern, Floppy Disks, Magnetbänder und USB-Sticks bieten eine Speicherkapazität in einem Umfang, der lange als undenkbar galt.
Hatte der Apple 1 noch eine Speicherkapazität von bis zu 64 KB und der erste Macintosh von 1984 mit 128 KB sogar schon das Doppelte, stieg diese bei Heimcomputern im Verlauf der 1990er Jahre von wenigen hundert Megabyte auf einige Gigabyte an. Heute hat fast jeder ein Smartphone in der Hosentasche, von denen viele weit über 100 Gigabyte speichern können. Das entspricht etwa 104.857.600 KB und damit 1.638.400 Apples der ersten Generation. Und sollte einem auch das nicht reichen, so kann man sich inzwischen einfach beliebig viel Speicher in der Cloud der Wahl mieten.
Keilschrifttafeln – Wikipedia früher Kulturen
Schon zu Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr. bemühte man sich an Euphrat und Tigris, Wissen in Listen- oder Lexikaform zu speichern.
Diese frühen Aufzählungen beinhalten listenartige Erfassungen von Gegenständen, Pflanzen, Tieren, Sternbildern, Göttern und mehr. Die jeweilige Anordnung der Namen oder Begriffe folgte anfangs eigenen, lokalen Traditionen, später wurde dies vereinheitlicht, d.h. die Reihenfolge stand von nun an fest. Mehrsprachige Listen ermöglichten somit die Übersetzung von bisher unbekannten Wörtern.
Objektdetails:
Kolorierter Gipsabguss einer Keilschrifttafel, Altorientalistische Lehrsammlung, JGU. Original aus gebranntem Ton, 6. Jh. v. Chr., Irak, 9,3 cm x 7,1 cm x 2 cm, Berlin, SMBPK, Vorderasiatisches Museum
Jetzt geht‘s rund! Rollsiegel speichern Informationen
Das Rollsiegel war im antiken Mesopotamien ein höchst persönlicher Gegenstand, der zunächst hauptsächlich von Amtspersonen und später häufiger auch von Privatpersonen verwendet wurde.
Rollsiegel traten ab etwa 3400 v. Chr. auf und blieben bis ins späte 1. Jahrtausend v. Chr. in Gebrauch, bis Tontafeln als Schriftträger von Papyrus und Pergament abgelöst wurden. Sie waren in der Regel aus Stein gefertigt, zuerst aus weicheren Gesteinen, dann später mit der Einführung besserer Werkzeuge auch aus härteren.
Die zylindrische Form der Siegel bot Platz für fortlaufende Motive sowie Schriftelemente und damit mehr Bildfläche als die vor- und nachher verwendeten Stempelsiegel. Die Motive waren je nach Zeit sehr unterschiedlich. Abgebildet wurden Tiere, aber auch mythische Szenen oder Götter. Das - nicht immer vorhandene - Textfeld enthält meist den Namen des Besitzers, sowie seinen Beruf oder Rang, nebst einer Widmung an den Herrscher oder eine Gottheit. Genutzt wurden Rollsiegel wie heutige Unterschriften, etwa um Verträge zu unterschreiben, Warenlieferungen zu besiegeln oder Türverschlüsse zu markieren.

Objektdetails:
Kolorierter Gipsabguss einer Siegelabrollung, 17,3 cm x 4,4 cm, Altorientalistische Lehrsammlung, JGU. Originalsiegel aus Muschelschale, frühdynastisch, Irak, 3,5 cm x 2,7 cm, Bagdad, Iraq Museum
Damit es jeder versteht! Ein Text – drei Sprachen
Die Inschriftenstele wurde 1799 im Zuge von Napoleons Ägyptenfeldzug von französischen Soldaten zufällig entdeckt und später von Engländern außer Landes gebracht. Sie enthält das sogenannte Dekret von Memphis. Darin bekunden ägyptische Priester ihre Unterstützung für Ptolemaios V., der 197 v. Chr. gekrönt wurde und kurz zuvor Steuersenkungen und -erlässe für die Tempel veranlasst hatte.
Bereits bei der Entdeckung wurde die später bestätigte These aufgestellt, dass die Inschrift ein und denselben Text in mehreren Sprachen wiedergibt. Der obere Teil ist dabei in ägyptischen Hieroglyphen verfasst, von denen allerdings nur etwa ein Drittel erhalten ist. Der mittlere Teil ist in Demotisch geschrieben, der ägyptischen Gebrauchsschrift. Der untere Teil ist in Altgriechisch verfasst. Mithilfe des Rosetta-Steins gelang François Champollion 1822 ein sprachgeschichtlicher Coup: Über das Altgriechische konnte er das bis dahin nicht übersetzbare Demotische sowie die Hieroglyphenschrift entschlüsseln und den einzelnen Schriftzeichen eine Bedeutung zuweisen.
Objektdetails:
Kolorierter Gipsabguss des Rosetta-Steins, 32,7 cm x 26,5 cm x 1,3 cm, Ägyptologische Studiensammlung, JGU. Original aus Granodiorit, 196 v. Chr., Ägypten, 112 cm x, 75 cm x 28 cm, London, British Museum
Mittelalterliche Handschriften – Horte des Wissens
Das Lorscher Evangeliar, benannt nach seinem früheren Aufenthaltsort im Kloster Lorsch, ist ein Meisterwerk der frühmittelalterlichen Buchkunst. Für die prunkvolle Evangelienhandschrift – hier präsentiert in einer Faksimile-Ausgabe von 2000 – wurden nur die kostbarsten Materialien verwendet: Gold, Silber und Purpur sowie Elfenbein für den Einband.
Entstanden ist es vermutlich um 810 in der Hofschule Karls des Großen. Dieser hatte während seiner Regentschaft umfassende Bildungsreformen initiiert, die zu einem kulturellen Aufschwung führte.
Für die Verwaltung des karolingischen Reiches benötigte man eine größere Gruppe von Menschen, die lesen und schreiben konnten. Diese wichtige Aufgabe wurde der Kirche zugewiesen, die ihre Amtsträger entsprechend schulte. Insbesondere in den Klöstern entstanden zu diesem Zweck gut organisierte Schreibstuben zur Vervielfältigung der benötigten Texte/Bücher (lat. Skriptorien) und Lateinschulen.
Objektdetails:
Das Lorscher Evangeliar (Codex Aureus Laureshamensis), Faksimile, hrsg. von H. Schefers, Luzern: Faksimile-Verlag, 2000, Universitätsbibliothek Mainz. Original um 810, Hofschule Karls des Großen. 2 Codices, heute in Alba lulia, Biblioteca Documentară Batthyáneum und Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana. Buchdeckel aus Elfenbein, heute in London, Victoria & Albert Museum und Vatikan, Vatikanische Museen
Bücherwissen – Die Erfindung Gutenbergs
Ab Mitte des 15. Jahrhunderts wurden in Europa erstmals Bücher im Druckverfahren mit beweglichen Lettern hergestellt – und zwar in Mainz bei Johannes Gutenberg. Aus seiner Werkstatt stammt die sog. B42, eine 42zeilige lateinische Bibel. Sie ist ein typografisches Meisterwerk und als gemeinschaftliches Produkt des Erfinders und Druckers Johannes Gutenberg, des Typografen Peter Schöffer, des Kaufmanns und Geldgebers Johann Fust und ca. 20 weiteren Mitarbeitern entstanden. Von etwa 180 gedruckten Gutenberg-Bibeln blieben bis heute 49 Exemplare erhalten, zwei davon verwahrt das Gutenberg-Museum in Mainz. Das hier gezeigte Buch ist ein Faksimile der Göttinger Gutenberg-Bibel auf Pergament, die seit 2001 zum UNESCO Weltkulturerbe zählt.
Auch wenn der Druck mit beweglichen Lettern bereits im 14. Jahrhundert in Ostasien Anwendung fand, so gilt für Europa dennoch Johannes Gutenberg als Erfinder dieser Drucktechnik. Der Druck mit beweglichen Lettern war eine mediengeschichtliche und informationstechnologische Revolution. Mit Gutenbergs Erfindung stieg die Produktion von gedruckten Büchern exponentiell an – und damit auch die Verbreitung von Wissen.

Objektdetails:
Die Gutenberg-Bibel von 1454, Faksimile, hrsg. von Stephan Füssel, Köln: Taschen, 2018, Universitätsbibliothek Mainz. Original: [Biblia latina] / Incipit epistola sancti ieronimi ad paulinum presbiterum de omnibus divine historie libris capitulum primum, gedruckt in Mainz 1454 in der Werkstatt von Johannes Gutenberg, heute in Göttingen, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek
Löcher und Bänder - Die Speicherrevolution!
Bevor elektronische Speichermedien in großem Stil herstellbar und bezahlbar waren, wurden Daten mithilfe von Lochkarten gespeichert. Ein Speichermedium, meist ein Karton, wird gestanzt. Je nach Position der Löcher ergibt sich dabei eine andere Anweisung, dessen Bedeutung dann maschinell abgelesen und umgesetzt wird. Erste Anwendung fanden sie in dem nach ihrem Erfinder benannten Jacquardwebstuhl. Der französische Weber hatte das Patent für die Maschine 1805 angemeldet. Damit konnten auf Lochkarten gespeicherte Webmuster von einem mechanischen Webstuhl direkt umgesetzt werden.
Erstmals fanden Lochkarten zur Datenspeicherung und -lesung durch Maschinen bei der US-Volkszählung von 1890 Verwendung. Dabei wurden auf Lochkarten gespeicherte Daten von speziellen Maschinen gesammelt und ausgewertet. Auch die ersten digitalen Computer nutzten noch Lochkarten.
In den 1930ern und 40ern entwickelte man schließlich das Magnetband als Datenträger. Es löste in den 1960ern die Lochkarte als Speichermedium ab. Ähnlich zur Floppy Disk wird auch hier ein magnetisierbares Material auf einen Kunststoffträger (in frühen Versionen noch auf Papierstreifen) aufgetragen. Bekannt sein werden sie vielen als Musik- und Videokassetten, die zugleich ihren Nachteil in Erinnerung rufen: Gespeichertes kann nicht punktuell abgelesen werden, es muss erst zur richtigen Stelle gespult werden. Dennoch werden Magnetbänder auch heute noch zur Lagerung großer Datenmengen verwendet, da sie mitunter eine Speicherkapazität von über 18 Terabyte aufweisen können.
Objektdetails:
Lochkarte des Rechenzentrums der Universität Mainz, Karton, 8,2 cm x 18,5 cm, Universitätsgeschichtliche Sammlungen, JGU
Magnetbandkassette, ca. 1984, 16,2 cm x 10,8 cm x 2,1 cm, Computersammlung, JGU
Ab jetzt nur noch digital! – Floppy und Diskettenbox
Mit der Verbreitung von Home- und Personal Computern stieg der Bedarf an beweglichen Speichermedien. Die erste „Floppy Disk“ brachte IBM 1971 auf den Markt. Diese hatte noch einen Durchmesser von acht Zoll und eine Speicherkapazität von lediglich 80 Kilobyte. Bis 1977 wurden Nachfolger mit einer Speichergröße von 1,2 Megabyte entwickelt. Ab 1976 kamen Disketten in 5 1/4 -Zoll auf den Markt, in den späten 80ern 3 ½-Zoll Disketten. Diese neuen Disketten mit mehr Speicherkapazität lösten ihre Vorgänger recht schnell ab. Mit dem Aufkommen von USB-Sticks als weitaus potenteres Speichermedium in den frühen 2000ern wurde die Floppy Disk für den Normalverbraucher ersetzt. Nur wenige Institutionen benutzten das System noch in den letzten Jahren, wie etwa Bordcomputer einiger Boeing 747-400 (bis 2020) oder einige Regierungsbehörden in den USA und Japan (bis 2017 beziehungsweise 2024). Der Name „Floppy Disk“ leitet sich übrigens von der Speichereinheit innerhalb der Diskette ab, die aus einer dünnen Kunststoffscheibe mit metallischem Überzug besteht und leicht biegsam ist.

Objektdetails:
Diskettenbox, 34 cm x 16 cm x 15 cm, Computersammlung, JGU
3 Disketten, 8, 5 ¼ und 3 ½ Zoll, Computersammlung, JGU
Alles im Kasten – IBM Computertechnologie
Diese Box stellt die Entwicklung der Computertechnologie der Firma IBM von 1948 bis 1986 dar und wurde etwa 1986 von IBM als Schaukasten herausgegeben.
Objektdetails:
IBM Schaukasten, ca. 1986, 48,5 cm x 51,5 cm x 3,4 cm, Computersammlung, JGU

Obere Reihe von links nach rechts:
- Röhrensteckeinheit, ca. 1984. Vakuumröhre, wahrscheinlich aus einem IBM 604.
- SMS-Karte (Standard Modular System), ca. 1959. Die ersten Transistoren, tausende dieser Karten waren in einzelnen Computern verbaut. Wahrscheinlich aus einer IBM 1401 oder 7000er-Serie.
- Kernspeicher. Solche Magnetkernspeicher waren von den 50er bis 70er-Jahren in vielen Computern geläufig. Diese Speicher wurden händisch aufgezogen und verkabelt. Dieser Speicher hat 8704 Bit.
- SLT-Karte (Solid Logic Technology), ca. 1964. Ursprünglich aus einem System/360. Jedes Modul auf der Karte enthält eine eigene SMS-Karte; in diesem Fall sind es 18.

Mittlere Reihe von links nach rechts:
- MST-Karte (Monolithic System Technology), ca. 1969. Ähnelte äußerlich stark den SLT-Karten, hatte aber einen Kern mit eigenen Schaltkreisen.
- Halbleiterspeicher, ca. 1972. Ab 1968 von IBM entwickelt, um die begrenzten Speicherkapazitäten der Kernspeicher abzulösen. Diese Speicherkarte trägt 32 Module mit jeweils 32 Kilobyte Speicher.
- Verschiedene Speichergrößen. Oben: 512 Kilobit-Modul. Unten: 1 Megabit-Chip.
- Festplattensegment, ab 1965. Dieses Objekt stammt von einer 14 Zoll Festplatte, die ab 1989 von 11 Zoll Festplatten ersetzt wurden.

Untere Reihe von links nach rechts:
- Quarzsand und Silizium. Rohstoffe für die Chipherstellung.
- Silizium-Wafer aus der Chipherstellung. Der Große (1985): 1 Megabit-Speicher für einen IBM 3090. Der Kleine (1982): 288 Kilobit dynamicRAM.
- Chipentwicklung ca. 1980. TCM (Thermal Conductive Module) von IBM. Die Schaltkreise wurden auf ein Keramiksubstrat geklebt und elektrisch verbunden. Um die auftretende Hitze abzuleiten, wurden die Chips mit einem Kühlkörper versehen, der mit Wasser gefüllt wurde.
- Mehrschicht-Keramikträger (aufgeschnitten). Im Querschnitt lassen sich die Verkabelung und einzelnen Ebenen erkennen.
- Mehrschicht Leiterplatte. Träger für das TCM (Thermal Conductive Module)
Laserdisc – Top oder Flop?
1978 erschien die „DiscoVision“ auf dem amerikanischen Markt, und damit die Laserdisc. Als optisches Speichermedium hatte sie im Vergleich zur herkömmlichen Videokassette eine höhere Bild- und Tonqualität. Die Nachteile dabei waren allerdings der Preis und die fehlende Möglichkeit, selbst etwas aufzeichnen zu können. Deshalb setzte sich dieses Format auf dem europäischen und amerikanischen Markt nie wirklich durch. In Südostasien hingegen war die Laserdisc recht populär, insbesondere als Ausleihmedium in Videotheken.
Dank der Beschaffenheit der Laserdisc, Ton- und Bildspuren unabhängig voneinander abzulesen, kamen nun erste Sondereditionen von Filmen auf, die etwa Audiokommentare, „Making of“-Videos, Hintergrundberichte und Interviews der Produzenten ermöglichten.
In Deutschland erschienen zwischen 1982 und 1999 insgesamt 1200 Filme auf Laserdiscs. Die letzte internationale Veröffentlichung einer Laserdisc fand 2001 in Japan statt.
Objektdetails:
Laserdisc mit Videomaterial und einem Bestandskatalog des Museo del Oro, Kolumbien, hg. von Banco de la Republica, Universidad de los Andes, 1995, 30 cm (LP), Universitätsgeschichtliche Sammlungen, JGU

Mit der Entwicklung der Schrift in Mesopotamien beginnt die bisher wohl langanhaltendste Form der Wissensspeicherung. Bereits die mesopotamischen Schreiber mussten die Schulbank drücken und lernten, mit Griffel und Ton umzugehen. Nur kurze Zeit später entwickelten sich in Ägypten die Hieroglyphen. Die ägyptischen Schreiber nutzten Binsen als Pinsel, um die Hieroglyphen auf Papyrus zu bringen. Der bildhaften Schrift sprachen sie ein eigenes Leben zu. Deswegen strich man Zeichen, die etwas Bedrohliches wie eine Schlange zeigen, nicht selten durch. Dies machte die Zeichen unschädlich. Neben verwaltungsorganisatorischen Aufzeichnungen hielt man Briefe und mündliche Überlieferungen fest. Dabei arbeiteten die Schreiber bzw. Beamten oft nur im Auftrag anderer oder schrieben mündlich überliefertes Wissen nieder.
Während heutzutage der Schulbesuch verpflichtend ist, konnten damals nur bestimmte Personen lesen und schreiben lernen. Selbst Könige beherrschten diese Kunst in den meisten Fällen nicht. Aus diesem Grund hatten Schreiber einen hohen sozialen Status innerhalb der Gesellschaft inne. In der griechischen und römischen Antike lernte zumindest die männliche Oberschicht das Lesen und Schreiben. Papier und Feder sollten für eine sehr lange Zeit das Werkzeug der Wahl bleiben. Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern um 1450 änderte dies nur zum Teil. Bücher und Dokumente ließen sich zwar von nun an in größerer Stückzahl produzieren, der fundamentale Wechsel von der Handschrift zum maschinellen Schreiben setzte jedoch erst mit der Erfindung der Schreibmaschine zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein. Der Personal Computer markiert in dieser Entwicklung einen neuen Höhepunkt im Bereich der Wissensspeicherung und der Anwendungsmöglichkeiten.
Griffel und Ton – Mit dem Stock in der Hand
Mit der Entwicklung der Städte und zentralverwalteter Lager war es für die Sumerer im 3. Jahrtausend v. Chr. notwendig geworden, Inventare anzulegen. Die damaligen Nerds entwickelten dafür ein frühes Schrift- und Zeichensystem, um immer „on top“ ihrer Besitztümer zu sein. Die zunächst sehr bildhaften Zeichen wurden mit Hilfe von zugeschnittenen Griffeln aus Holz oder Schilf in feuchten Ton gedrückt. Da sich der Ton für die Darstellung der Symbole als recht schwierig erwies, wurden die Zeichen mit gradlinigen Eindrücken nachempfunden. Die dadurch entstandenen Keile zeigen 5 Grundformen: 𒐀, 𒑰, 𒑊, 𒑠, 𒑱. Die Formen lassen sich zu knapp 900 Zeichen zusammensetzen.
In der Altorientalistik verwendet man ein spezielles Programm, den „Unicodeblock Keilschrift für Computer“, um die Zeichen am Computer durch besondere Eingabe-Editoren darstellen zu lassen. Zukünftig sollen Programme in der Lage sein, Keilschrift eigenständig zu übersetzen.
Objektdetails:
Moderne Reproduktion des ugaritischen Alphabet Steins, Altorientalistische Lehrsammlung, JGU, Original aus Ton, Ugarit ca. 1400 v. Chr., 4,5 x 1,4 cm, Damaskus, National Museum
Binse und Papyrus – natürliche Künstler
Für die Herstellung ihrer Schreibgeräte setzten die Ägypter auf Naturprodukte. Papyrus wurde aus der Papyrus-Pflanze gewonnen, die entlang des Nils wächst. Für die Herstellung der Rollen sind zunächst ca. 20 Blätter aus schmalen Streifen gefertigt und mit einer Stärke-Paste zusammengeklebt worden. Geschrieben wurde mit den Halmen des Binsengewächses. Das abgeschrägte Ende der Binse wurde durch Kauen zerfasert. Dadurch erhält der Binsenhalm einen pinselartigen Charakter. Als Aufbewahrung für die Binsen nutzen die Schreiber einen schmalen hölzernen Kasten, an dessen Enden sich Eintiefungen für die Tinte befanden. Die Binsenbehältnisse dienten als Symbol für das Schreiben, die Schrift oder auch den Schreiber.

Objektdetails:
Hölzerner Binsenkasten, 30,5 cm x 7 cm, und Papyrusrolle, 48 cm, moderne Nachbildungen, Ägyptologische Studiensammlung, JGU
Statue des Henka – Ein CEO der Antike
In der ägyptischen Gesellschaft herrschte eine Analphabetenrate von 99 %. Die „Schreiber“ fungierten daher als Beamte und Verwalter und arbeiteten in richtigen Großraumbüros. Als einer der Verwalter des Pyramidenbezirks des verstorbenen Pharaos Snofru war der hier dargestellte Henka ein echter CEO unter den Schreibern. Er ließ sich in der charakteristischen Haltung der Schreiberfiguren abbilden.
Henka ist auf dem Boden sitzend im Schneidersitz dargestellt. Er hält eine Papyrusrolle auf seinem Schoß und in der rechten Hand hält er eine Binse. Das beliebte Motiv wählte Henka mit Bedacht. Es sollte seine Fähigkeiten und Kompetenzen hervorheben und seine Nähe zum Königshaus symbolisieren, denn das Motiv war ursprünglich den Söhnen des Pharaos vorbehalten gewesen. Das Besondere dieser Statue ist, dass Binse und Figur aus einem Stück gefertigt wurden und aus diesem Grund nur hier die Binse erhalten blieb.
Objektdetails:
Kolorierter Gipsabguss, Ägyptologische Studiensammlung, JGU. Original aus Kalkstein, Altes Reich, 5. Dynastie, ca. 2450 v. Chr., H 41 cm, Berlin, SMBPK, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung
Triumph setzt Standards – Ein Schritt Richtung Zukunft
Das Buchstabenlayout moderner Tastaturen ist auf eine der frühesten Schreibmaschinen zurückzuführen. Es sollte verhindert werden, dass sich die Hebel häufiger Buchstabenkombinationen miteinander verhaken. Aus diesem Grund wurde die alphabetische Anordnung der Buchstaben aufgehoben und unser heute bekanntes „QWERTZ“-Layout bei deutschen Tastaturen entstand. Obwohl heutige Tastaturen keine Hebel mehr verwenden, wird das im 19. Jahrhundert entstandene Layout beibehalten.
Die Schreibmaschine „Standard 14“ der Firma Triumph (später Triumph-Adler) wurde 1948-1950 in Nürnberg serienmäßig produziert. Die Seriennummer der hiesigen Maschine, 508575, verweist auf das Baujahr 1950. Mit einer Größe von 25 x 42 x 36 cm und einem Gewicht von 17 kg ist die Maschine im Gegensatz zu Binse und Papyrus, Griffel und Ton oder auch unseren heutigen Tastaturen nicht gerade handlich. Dies änderte in den folgenden Jahren. Zunächst kamen Reise-Schreibmaschinen, danach elektrische Schreibmaschinen auf. Nach der Weiterentwicklung der Schreibmaschinen war es nur noch ein kleiner Schritt zu den ersten Heimcomputern
Objektdetails:
Mechanische Schreibmaschine „Standard 14“, Triumph A.G., 1950, 40 cm x 26 cm x 43 cm, Computersammlung, JGU
Heimschreiber – Der Personal Computer (PC)
Der HP 86 ist Teil der „Hewlett-Packard Series 80“, die 1980 mit dem HP 85 prämierte. Das Design des HP 85 orientierte sich mit einem kleinen integrierten Bildschirm stark an der Bauform einer elektrischen Schreibmaschine. Dem im Juli 1982 produzierten HP 86 fehlte der integrierte Bildschirm, so dass ein externer, dafür aber deutlich größerer, Monitor angeschlossen werden musste. Der kleine Schreibtischcomputer erfreute sich in der Wissenschaft großer Beliebtheit. Grund dafür war die implementierte Programmiersprache „BASIC - Beginners’ All-purpose Symbolic Instruction Code“. Dieser beinhaltete einen umfangreichen Satz wissenschaftlicher Funktionen, die mit einer präzisen Genauigkeit ausgeführt wurden. Das System erlaubte es außerdem, verschiedene Erweiterungen zu installieren. So hätte der HP 86 sogar über eine Speicherkapazität von 37,5 Gigabyte verfügen können. Aber bei Kosten von 50.000 D-Mark pro 500 Megabyte Laufwerk wären dafür rund 3,7 Millionen D-Mark angefallen.
Objektdetails:
Personal Computer HP 86, Hewlett Packard, 1982, 41,3 cm x 48,2 cm x 35,8 cm, Computersammlung, JGU

Doch ist Influencing wirklich eine Erfindung des digitalen Zeitalters, oder kann Influencing auch ganz ohne Internet funktionieren? Es stellt sich die Frage, wie die Menschen in der Vergangenheit ihre Ideen und Werte verbreitet haben: Wer waren die „Influencer“ der Antike und wie erreichten sie ihr Publikum?
Die antike Welt war reich an verschiedenen Medien, die Wissen, Werte und Meinungen transportieren konnten. Münzen waren nicht nur ein Zahlungsmittel, sondern trugen das Bildnis des Kaisers und seine politischen Botschaften über weite Distanzen in jedermanns Geldbeutel. Darstellungen auf Gefäßen zeigen Szenen aus Mythen oder echter Lebenswelt und vermittelten auf diese Art gesellschaftliche Normen und Werte. Statuen und Büsten waren Mittel zur idealisierten Selbstdarstellung und konnten den Betrachter beeinflussen. Philosophen und Gelehrte überlieferten ihre Gedanken sowohl mündlich als auch schriftlich und gaben dadurch Denkanstöße. Allein anhand dieser Beispiele zeigt sich, dass die Verbreitung von Inhalten über viele Wege erfolgen konnte – und das ganz ohne Smartphone.
Antike „Trad-Wives“ – Ein Brautgeschenk
Seit Anfang der 2020er Jahre kam ein neuer Trend in vielen Social-Media-Kanälen auf, der große Aufmerksamkeit erreichte. Dabei handelt es sich um die sogenannten „Trad-Wives“, welche ihren „traditionellen“ Lebensstil im Netz teilen und das Leben als Mutter und Hausfrau – so wie es in den Fünfzigern üblich war – idealisieren. Diese Art des Propagierens eines bestimmten, traditionellen Lebensstils ist jedoch bei weitem nichts Neues, wie dieser über zweitausend Jahre alte Gefäßdeckel beweist:
Auf ihm sind sechs weibliche Personen zu sehen, die in zwei Dreiergruppen unterteilt sind. Den jeweils mittleren, sitzenden Figuren werden von den übrigen Frauen Kästen und mit Binden geschmückte Gefäße dargebracht. Dabei handelt es sich vermutlich um Brautgeschenke. Unter ihnen befinden sich die Personifikationen der guten Ordnung (Eunomia) und des hohen Ansehens (Eukleia), die durch – mittlerweile kaum noch erkennbare – Inschriften identifiziert werden können.
Die Botschaft ist hier folglich dieselbe: Es wird die althergebrachte Rolle der Frau als Hüterin des Haushalts beworben und mit positiven Werten verbunden – genauso wie auf den Social-Media-Plattformen.
Objektdetails:
Deckel eines Tongefäßes aus Athen, ca. 410-400 v. Chr., H 7,3 cm, D ca. 23 cm, Klassisch-Archäologische Sammlungen, JGU
Münzen: Des Kaisers neue Posts
Mit meist nur wenigen Wörtern, die sich hinter Hashtags befinden, werden heute kurze Botschaften in Posts verpackt und an ein großes Publikum geschickt. Sicherlich wäre es in der Antike praktisch gewesen, in ganz ähnlicher Art schnell prägnante Inhalte zu vermitteln. Doch das war damals bestimmt unmöglich – oder etwa doch nicht?
Wieder einmal gibt es ein Medium, das in der Antike bereits vorhanden war und Parallelen zum heutigen Influencing zeigt. Dabei handelt es sich um die Münzen.
Neben ihrer primären Funktion als Zahlungsmittel waren Münzen auch Bild- und Schriftträger. Das Prägen von Münzen erlaubte es, dasselbe Bild mit einem dazugehörigen Schriftzug in hoher Quantität zu produzieren. Außerdem konnten Münzen aufgrund ihrer Größe leicht über das gesamte Reich hinweg verteilt werden. Egal ob reich oder arm, jung oder alt: ein jeder hatte alltäglich Münzen in der Hand, auf denen sich eine Nachricht – meist die des Kaisers – befand.
Als Beispiel dient hier eine Silbermünze mit einem Gewicht von ca. zwölf Gramm, die Augustus um 28 v. Chr. prägen ließ. Auf der Vorderseite befindet sich wie üblich der Kopf des Kaisers im Profil, umrandet von dessen Ehrentiteln. Die Rückseite einer Münze aber konnte sich eines großen Repertoires von Bildern bedienen. Hier wurde Pax, die Personifikation des Friedens, gewählt und durch einen Schriftzug benannt. Die Botschaft, die von dieser Münze ausgeht, ist eine politisch aufgeladene: Augustus verweist hiermit auf eine von ihm herbeigeführte Zeit für das Römische Reich, die von innerem Frieden und Stabilität geprägt war.
Ein weiteres Beispiel für das „Influencing“ mittels Münze ist ein Silberdenar des Geta, geprägt um 200-202 n. Chr. Auf der Rückseite befindet sich ebenfalls eine Personifikation, die durch ihre Beischrift als die Securitas des Imperiums benannt ist. Sie ist die Personifikation der „Sicherheit“. Zu verstehen ist sie nicht nur als solche, sondern auch als die „Freiheit von Sorgen“. Damit entspricht sie der simplen Botschaft von Glückseligkeit, von der soziale Medien auch heute dominiert werden.
Objektdetails:
Pax - Cistophor des Augustus, Silber, Ephesos, 28 v. Chr., Münzsammlung, JGU
Securitas - Denar des Geta, Silber, Rom, 200-202 n. Chr., Münzsammlung, JGU
Sokrates und Platon als „Influencer“
Der Begriff „Influencer“ ist eine moderne Wortschöpfung. Bezeichnet werden damit Menschen, die mit Hilfe ihrer starken (Online-)Präsenz auf diversen Plattformen ein möglichst großes Publikum ansprechen und Dinge bewerben oder ihre Lebensstile und Wertvorstellungen propagieren.
Die Wege, über die die Rezipienten erreicht wurden, sahen in der Antike anders aus als heute. Dennoch gab es Personen, die ein größeres Publikum erreichten und bis heute noch einen Einfluss auf uns haben. Dazu gehören die großen Dichter und Denker Griechenlands. Als Beispiel für die „Influencer“ der Antike dienen hier die beiden Philosophen Sokrates und Platon.
Sokrates selbst verschriftlichte keine seiner Ideen. Seine Tätigkeit bestand darin, den ganzen Tag über auf den öffentlichen Plätzen Athens Reden zu halten und Leute in Dialoge zu verwickeln. Neben den aus diesen Dialogen resultierenden Erkenntnissen philosophierte er vor allem über das „gute“ Handeln und Selbsterkenntnis. Die große Bekanntheit, die Sokrates schon zu Lebzeiten erlangte, ist durch die Komödie „Die Wolken“ von Aristophanes bezeugt, in der er als Spottfigur auftaucht.
Dass die Gedanken des Sokrates erhalten sind, verdanken wir seinen treuesten „Followern“: Den Schülern des Sokrates, die seine Lehren aufschrieben und seine philosophischen Ansätze weiterverfolgten. Der bekannteste unter ihnen war Platon. Er war ca. zehn Jahre lang Schüler des Sokrates, verschriftlichte dessen Ideen und verfasste zahlreiche eigene Werke in ganz unterschiedlichen Themenbereichen.
Er selbst erfreute sich ebenfalls großer Bekanntheit und gründete im Nordwesten Athens die Platonische Akademie. Dort lebte er und unterrichtete wiederum seine „Follower“ in Philosophie und Wissenschaft.
Die Denkanstöße dieser beiden antiken „Influencer“ sorgten lange Zeit für belebte Diskussionen unter den nachfolgenden Generationen – und tun das noch bis heute! Somit zeigt sich, dass „Influencing“ in der Antike zwar langsamer von statten gegangen sein mag, an Wirkung und Langlebigkeit jedoch bis dato unübertroffen bleibt.
Objektdetails:
Büste des Sokrates, Gipsabguss, Klassisch-Archäologische Sammlungen, JGU. Original aus Marmor, römische Kopie nach einem griechischen Original des 4. Jhs. v. Chr., 52 cm x 33 cm x 24 cm, Neapel, Museo Archeologico Nazionale
Büste des Platon, Gipsabguss, Klassisch-Archäologische Sammlungen, JGU. Original aus Marmor, römische Kopie nach einem griechischen Original des 4. Jhs. v. Chr., 50 cm x 31 cm x 26 cm, Holkham Hall

Wer waren die Tech-Götter der Antike?
Für die alten Ägypter war das Thot – der Gott des Mondes, der Weisheit und der Schreibkunst. Für die Schriftkultur im alten Ägypten ist Thot eine wichtige Referenzfigur. Ihm wird die Erfindung der Hieroglyphen zugeschrieben, außerdem wurde Thot als Schutzpatron der Schreiber verehrt. Viele Schreiber ließen sich im Schutz der Figur Thots abbilden. Häufig ist Thot auch selbst mit Schreibutensilien als Attributen dargestellt.
In Mesopotamien wird Nabu als das Äquivalent von Thot angesehen. Er gilt als Gott der Schreibkunst und der Weisheit. Als göttlicher Schreiber verzeichnete Nabu die Schicksale der Menschen. Deswegen wird er als Schutzpatron der Schreiber verehrt. In mittelbabylonischer Zeit wurde „Nabu“ ein beliebter Zusatz für Personennamen. Sogar babylonische Könige fügten diese Bezeichnung ihrem Namen hinzu.
In der griechischen Kultur treten verschiedene Götter als Wissensgeber auf, zum Beispiel Demeter, Dionysos, Hermes, Hephaistos und besonders Athena. Die Geschichten um die Entstehung von göttlichen Innovationen und ihre Weitergabe an die Menschen werden als Erfindermythen bezeichnet. Athena als Göttin der Weisheit, der Kriegskunst, des Handwerks und der Künste wird als Patronin der Handwerker und Künstler verehrt. Erfindungen und Techniken wie der Streitwagen, die Flöte oder die Webkunst werden ihr zugesprochen.
Thot als Pavian – Tierisch schlau
Thot, Gott des Mondes, der Weisheit und der Schrift im alten Ägypten, hat mehrere Erscheinungsformen. Er kann als Ibis-Vogel oder als menschliche Gestalt mit Ibis-Kopf auftreten, häufig kombiniert mit den Attributen Binse und Schreiberpalette. Verbreitet ist auch die Darstellung als Pavian, der im alten Ägypten als heiliges Tier verehrt wurde. Hier hockt Thot als Pavian auf einem verzierten Podest. Mit angezogenen Beinen sitzt er auf der Basis und hat die Pfoten auf den Knien abgelegt. Um den Hals trägt er eine Kette mit dem Symbol des Mondes. Der Sockel ist mit Hieroglyphen verziert und zeigt eine häufige Wunschformel: „Alle Macht, alles Leben“. Der ursprüngliche Verwendungszweck dieser Statuette ist nicht bekannt. Möglicherweise war sie Teil einer Wasseruhr oder fungierte als Weihegabe in einem Tempel oder als Teil eines Hausaltars.
Objektdetails:
Kolorierter Gipsabguss, Ägyptologische Studiensammlung, JGU. Original aus Serpentinit, Spätzeit ca. 720–332 v. Chr., Ägypten, 16,5 x 8,8 x 8,3 cm, Berlin, SMBPK, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung
Kopf der Athena – Helm voller Wissen
Dieser marmorne weibliche Kopf lässt sich wegen des zurückgeschobenen korinthischen Helms eindeutig als Göttin Athena identifizieren. Das Stück ist eine römische Nachbildung einer griechischen Bronzestatue aus dem späten 5. Jh. v. Chr., die wahrscheinlich einst in Athen stand. Solche Kopien wurden seit der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. in großer Stückzahl für ein gebildetes römisches Publikum hergestellt, das damit öffentliche, aber auch private Gebäude schmückte. Darstellungen der Athena in ihrer Funktion als Göttin der Weisheit sind beispielsweise ausgesprochen beliebt für die Ausstattung von Bibliotheken gewesen.
Objektdetails:
Gipsabguss, Klassisch-Archäologische Sammlungen, JGU. Original aus Marmor, römische Kopie nach einem griechischen Original aus dem 5. Jh. v. Chr., erworben 1777 in Rom, 34 cm x 19 cm, Hessen Kassel Heritage
Sonnengott-Tafel des Nabû-apla-iddina – Beobachtet und abgespeichert
Die sogenannte Sonnengott-Tafel ist ein wichtiges Zeugnis für die Wissensverwahrung und -tradierung im Alten Orient. Das Relief auf der Vorderseite zeigt rechts den mächtigen babylonischen Sonnengott Šamaš, in der Mitte sein Symbol, die Sonnenscheibe, und links den babylonischen König Nabû-apla-iddina in Begleitung eines Priesters und einer weiteren Gottheit. Die Inschrift auf der Vorder- und der Rückseite unterrichtet uns über die näheren Umstände: Sie beschreibt die Zerstörung der Kultstatue des Šamaš und die Herstellung eines Ersatzes in Form der Sonnenscheibe. Sie erzählt von der späteren Wiederentdeckung des Kultbildes und seiner Erneuerung unter Nabû-apla-iddina. Schließlich berichtet sie von der Wiedereinweihung des Sonnentempels in Sippar durch Nabû-apla-iddina.
Die Sonnengott-Tafel stammt ursprünglich aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. und wurde 1881 in Sippar, im heutigen Irak, gefunden. Die Tafel war zusammen mit mehreren Abdrücken des Reliefs in einem Terrakotta-Kasten deponiert, der allerdings aus späterer Zeit stammt. Dies und die Tatsache, dass die Tafel offensichtlich bereits in der Antike restauriert wurde, zeigt, dass das abgebildete Wissen bewusst für nachfolgende Generationen gespeichert und bewahrt wurde.
Objektdetails:
Kolorierter Gipsabguss, Altorientalistische Lehrsammlung, JGU. Original aus Kalkstein, 860-850 v. Chr., 29,5 x 17,8 cm, 1881 gefunden in Sippar (Tell Abū Ḥabbah, Irak), London, British Museum
Die Ausstellung ist im Rahmen des JGU Masterzertifikats „Objektgeschichte(n) – Sammeln, Bewahren, Forschen, Vermitteln“ (Jg. 2024/2025) entstanden.
Konzeption, Texte und Aufbau: Maya-Franziska Fischer, Maximilian Höh, Kevin Christian Moll, Lena Wittmers
Projektleitung: Kirsten Grimm, Lisa Marie Roemer, Patrick Schollmeyer
Leihgebende Universitätssammlungen der JGU: Altorientalistische Lehrsammlung, Ägyptologische Studiensammlung, Computersammlung, Münzsammlung, Original- und Abgusssammlung der Klassischen Archäologie, Universitätsgeschichtliche Sammlungen
Grafische Gestaltung: Tanja Labs, Kevin Christian Moll
Gestaltung und Realisierung der digitalen Ausstellung: Robert Arning, Oliver Eberlen, Silke Mohr
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