Globaler Engpässe und rostiger Lieferkette zum Trotz: Bei uns werdet Ihr garantiert fündig. Auch dieses Jahr haben wir es uns nicht nehmen lassen, Euch mit dem besten Stoff für die Feiertage zu versorgen. Und weil wir wissen, dass wir für das zweite Corona-Weihnachten unser Game upsteppen müssen, findet Ihr von Büchern über Ted-Talks bis hin zu Videospielen alles, was das Herz begehrt. In diesem Sinne: Querbalkengebrabbel aus. Entertainment an!
Buchtipp von Filiz: "Im Taxi. Unterwegs in Kairo”
Wer in der Megapolis Kairo von A nach B und mutiger Weise vielleicht sogar nach C möchte, muss viel Geduld haben: Der Verkehrskollaps gehört für die Einwohnerinnen und Einwohner der Hauptstadt am Nil zum Alltag. Und weil das Laufen hier auch kein Spaziergang ist, erfreuen sich Taxis nach wie vor ungebrochener Beliebtheit. Die im Stau verbrachte Zeit lässt sich gut bei einem Plausch mit dem Taxifahrer überbrücken.
Diese Plaudereien, Zankereien und Klagegesänge sind der Stoff, aus dem die 58 Kurzgeschichten von Chalid Al-Chamissi gemacht sind. Sie gewähren einen seltenen und unzensierten Blick auf die Lebensumstände, Sorgen und Träume der Ägypterinnen und Ägypter. Dabei steht jede Episode für sich und trägt dennoch zum „big picture“ der Gesamterzählung bei, deren volle Wirkkraft keine Leserin und keinen Leser unberührt lässt. Im Taxi. Unterwegs in Kairo wurde zwar schon 2007 veröffentlicht, hat aber an nichts an Aktualität eingebüßt.
Chalid Al-Chamissi: Im Taxi. Unterwegs in Kairo. Lenos Babel, 2021. ISBN 978-3-857-87824-4
Serientipp von Manfred: "Maid"
Die Netflix-Serie ist die Verfilmung des gleichnamigen Buches der Autorin Stephanie Land. Es ist gleichzeitig ihre Autobiographie.
Um was geht es?
Eine junge Frau bricht mit ihrer kleinen Tochter aus einer toxischen Beziehung aus und versucht als Putzfrau, sich und ihr Kind alleine durchzubringen. Das entwickelt sich zu einem klassischen Teufelskreis.
Die Besetzung ist hervorragend gelungen, besonders, was die Hauptdarstellerin (Sarah Margaret Qualley) und ihre Serienmutter (Andie McDowell) betrifft. Die beiden sind auch im richtigen Leben Mutter und Tochter.
Um es vorwegzunehmen, die Geschichte hat ein Happy End. Bis es aber so weit ist, leidet der Zuschauer mit der Protagonistin mehr als einmal mit.
Stephanie Land: Maid. Hard Work, Low Pay, and a Mother's Will to Survive. Trapeze, 2020. ISBN 978-1-409-18739-4
Gamingtipp von Kristina: “Kingdom Hearts”
Kingdom Hearts ist eine Videospielreihe und spielt in einer Vielzahl an Disney- und Pixar-Welten.
Begleite Sora – einen Jungen, der eine beeindruckende Macht besitzt – Donald Duck und Goofy bei ihren Abenteuern durch unsere Kindheitserinnerungen. Erforsche die alten und neuen Disney-Pixar-Welten von Mulan, Winnie Puuh, Aladdin, Baymax und viele mehr … lerne Deine Kindheitshelden persönlich kennen und kämpfe Seite an Seite gegen die Organisation XIII.
Ich empfehle es jedem Gaming-Anime-Manga-Disney-Pixar-Fan! (Welcher ich definitiv bin.)
Es macht einfach nur Spaß und ist pure Nostalgie!
Bilderbuchtipp von Stephan: Lindbergh, Armstrong, Einstein – mit der Maus durch Raum und Zeit
Wer hätte wohl gedacht, dass wir einige der wichtigsten Erfindungen und Entdeckungen einer Maus verdanken. Aber so steht es geschrieben:
„Vor vielen Jahren lebte in einer riesigen Stadt eine neugierige Maus. Sie verkroch sich oft für viele Monate in düsteren Bibliotheken, um heimlich in den Büchern der Menschen zu lesen.“
Torben Kuhlmanns mit viel Liebe zum Detail gestaltetes Bilderbuch erzählt von den Anfängen der Fliegerei aus der Sicht einer Maus. Dabei begleiten wir die Maus bei ihren abenteuerlichen Versuchen, ein eigenes Flugzeug zu bauen, erleben heftige Rückschläge und gefährliche Abenteuer und sind schließlich dabei, wenn sie alles riskiert und nach einer waghalsigen Reise glücklich in New York landet. Die Geschichte kommt Euch bekannt vor? Na, vielleicht hat sich Charles Lindbergh davon inspirieren lassen?
Dass auch die Reise zum Mond letztendlich doch auf eine Maus zurückgeht, erfahren wir in Armstrong. Torben Kuhlmann zeigt uns die Hintergründe der Raumfahrt und begleitet die Maus bei den ersten Bau- und Flugversuchen bis hin zur Landung auf dem Mond. Ein kleines Trippeln für eine Maus, aber ein großer Schritt … Na, den Rest kennt Ihr ja. Dass die Maus dabei noch die Fake-News entlarvt, die behaupten, der Mond sei aus Käse, ist fast schon Nebensache. Dass die Menschen für ihr Raumfahrtprogramm auf die Aufzeichnungen einer Maus zurückgriffen, gilt dagegen mittlerweile als anerkannte Tatsache. Noch nicht gelesen, aber schon auf dem Tisch liegt Einstein. Wie die Maus den Physiker zu seinen Theorien inspirierte, das werde ich mir als nächstes anschauen, darauf bin ich gespannt.
Wir sehen also: Hinter vielen großen Erfindungen steckt eine kluge Maus! Und wie Torben Kuhlmann das Ganze in Bilder umsetzt, ist einfach wunderschön und witzig erzählt. Ich empfehle die Bücher zum Lesen und Vorlesen, zum Blättern und Staunen und natürlich zum Verschenken (nicht nur) zur Weihnachtszeit.
Übrigens wurde die Maus letzte Woche in der Bereichsbibliothek MIN gesehen – ob sie wohl was Neues entdeckt hat?
Torben Kuhlmann: Lindbergh. NordSüd-Verlag, 2014. ISBN 978-3-314-10210-3
Torben Kuhlmann: Armstrong. NordSüd-Verlag, 2016. ISBN 978-3-314-10348-3
Torben Kuhlmann: Einstein. NordSüd-Verlag, 2020. ISBN 978-3-314-10529-6
Filmtipp von Ina: “The Beatles: get back”
London 1969: Vier junge Musiker treffen sich in einem Tonstudio, um ein neues Album aufzunehmen. Dabei planen sie gleichzeitig eine TV-Show, später ein Live-Konzert. Sie feilen an Songs, diskutieren, haben Meinungsverschiedenheiten, albern herum und machen vor allem eins: ganz viel Musik. Eigentlich nichts ungewöhnliches, würde es sich dabei nicht um die erfolgreichste und vielleicht immer noch beste Band der Welt handeln: The Beatles.
Regisseur Michael Lindsay-Hogg hielt damals alles fest und arbeitete auch mit einigen Tricks, um an intime Aufnahmen zu gelangen. Sein Dokumentarfilm Let it Be konnte aber nicht überzeugen. Nach 50 Jahren erhielt Peter Jackson erstmals wieder Einblick in die gesamten Ton- und Videoaufnahmen. Aus den circa 150 Stunden Material schnitt er drei Filme von jeweils über zwei Stunden Laufzeit. Jackson verwendete dabei die gleiche Technologie wie bei seinem Dokumentarfilm über den ersten Weltkrieg They Shall Not Grow Old. Das Ergebnis sind brillante Farbbilder in Breitwand mit bestechender Akustik. Man hat das Gefühl, mittendrin zu sein. Noch nie waren einem die Beatles so nah.
Der Film trägt in jeder Sekunde die Handschrift eines Fans. Und genau für Beatles-Fans ist er auch gemacht. Denn Ihr braucht schon etwas Sitzfleisch für alle drei Teile, werdet dafür aber mit einem wunderbaren Stück Musikgeschichte belohnt. Die Wahrheit über die Trennung wurde nie besser beleuchtet und auch einige Vorurteile werden ausgeräumt, beispielsweise zum Verhältnis der Beatles untereinander oder der Rolle von Yoko Ono. Spätestens, wenn die Band zu ihrem legendären letzten Konzert auf dem Dach des Apple Gebäudes loslegt, ist Gänsehaut garantiert.
Wer keinen Zugang zu Disney+ hat, kann auch das offizielle Buch zum Film mit vielen exklusiven Fotos erwerben.
Buchtipp von Steffi: "Hard Land”
„In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb.“ Mit diesem Satz beginnt Benedict Wells‘ neuster Roman und fasst dessen Handlung zusammen. Grady, ein Kaff in Missouri, Mitte der 1980er-Jahre: Auf die Gefahr hin, dass er zu seinen Verwandten in den Sommerferien muss, sucht sich der 15-jährige Einzelgänger Sam einen Nebenjob im örtlichen Kino. Unverhofft findet er Anschluss zu den anderen jugendlichen Angestellten und verliebt sich in die zwei Jahre ältere Kirstie. Sam ist so glücklich wie lange nicht, wäre seine Mutter nicht an Krebs erkrankt.
Hard Land ist eine Hommage an Coming of Age-Filme der 1980er. Das wird schon gleich zu Beginn durch ein Zitat aus Ferris Bueller deutlich. Der Roman hat mich ab der ersten Seite gepackt und mir klar gemacht, dass es mir bei Wells Büchern nicht drauf ankommt, welche Geschichte er erzählt – auch wenn ich sie bisher alle sehr mochte –, sondern wie er sie erzählt: In einem für mich ganz individuellen Stil. Pluspunkt: Die unzähligen popkulturellen Verweise.
Benedict Wells: Hard Land. Diogenes, 2021. ISBN 978-3-257-07148-1
Videotipp von Hanna: TEDWomen 2017 Lera Boroditsky: How language shapes the way we think
Lera Boroditsky, Psychologie-Professorin an der University of California, San Diego, stellt in diesem TEDTalk anhand vieler, anschaulicher Beispiele vor, wie Sprache das Denken formt. Kuuk Thaayorre ist beispielsweise eine Sprache, die von einer Gruppe von Aborigines gesprochen wird. In dieser Sprache gibt es keine Worte für rechts oder links, stattdessen werden die Himmelsrichtungen genutzt. Menschen, die Kuuk Thaayorre sprechen, können sich auffallend gut räumlich orientieren – viel besser als es „dem Menschen“ im Allgemeinen zugetraut wurde.
Sehr spannend finde ich auch das Thema, warum es für eine Zeugenaussage eine Rolle spielen könnte, ob der Zeuge Englisch oder Spanisch spricht. Wer sich für den Einfluss von Sprache auf das Denken interessiert, dem empfehle ich diesen viertelstündigen TEDTalk.
Buchtipp von Oli: “The Real Book” und “The Jazz Standards”
Das einzig wahre Buch? Was so vollmundig daherkommt, war in seinen ersten Jahren eher Underground-Lektüre: Das Real Book. In den 70er- Jahren begann es von Berkeley aus seine Kreise zu ziehen, als Einstiegsticket in das Repertoire von 200 bis 300 der wichtigsten Jazz Standards. Also Kompositionen, mit denen man besser vertraut sein sollte, bevor man sich zu einer Jazz-Session auf die Bühne wagt. Mittlerweile überall auch legal erhältlich – und selbstverständlich auch in der einzig wahren UB –, bietet das Real Book einen guten Einstieg in die Welt des Jazz'. Und ist damit genau das Richtige für alle Musikerinnen und Musiker, denen süßliche Weihnachtslieder auf den Magen schlagen und die Appetit auf raffiniertere Kost haben. Was man bekommt, sind Leadsheets, also bloß Melodie und Akkorde, großer Jazz-Klassiker, übersichtlich auf meist nur einer Seite serviert.
Wer auf den Geschmack gekommen ist, dem sei noch Ted Gioias The Jazz Standards. A Guide To The Repertoire ans Herz gelegt, das dieses Jahr in der zweiten Auflage erschienen ist. Gioia liefert zu jedem der aus seiner Sicht bedeutendsten Jazz Standards Einblicke in dessen Geschichte, seine Bedeutung für das Genre sowie eine Auswahl an herausragenden Aufnahmen. Kurz und knapp, aber mit Leidenschaft erzählt. Vielleicht dreht bei Euch dann ja nächstes Jahr My Favorite Things anstatt Last Christmas festliche Runden auf dem Plattenteller.
Hal Leonard Publishing Corporation (Hrsg.): The Real Book. [Bb-Version]. Hal Leonard, Music Sales Limited, 2014. ISBN 978-0-634-06084-7
Ted Gioia: Jazz Standards. A Guide to the Repertoire. Oxford University Press, 2021. ISBN 978-0-190-08720-3