Die Straßen sind wie leergefegt. Weltweit sind alle Geschäfte, Behörden, Banken und Schulen geschlossen. Kein Mensch ist weit und breit zu sehen. Die Welt steht still. Zumindest sollte sie es, wenn es nach den Organisatoren des Earth Strike Day geht: Die Erde soll bestreikt werden. Sie fordern globale Kooperationen, um die Schäden des Klimawandels und die Zerstörung der Umwelt rückgängig zu machen. Unternehmen sollen Verantwortung für ihre Treibhausgasemission übernehmen.
Auch wenn der Politik die Probleme seit Jahrzehnten bekannt sind, wurde bisher nur bedingt etwas dagegen getan. Es gibt zwar Ansätze, wie die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der UN oder das Pariser Klimaabkommen. Ganz aktuell verabschiedete die Bundesregierung das kontrovers diskutierte Klimapaket und vom 21. bis 23. September sorgte der UN-Klimagipfel in New York für Schlagzeilen. Vielen geht es aber weder schnell noch weit genug: Spätestens seit den Fridays for Future-Demos sind der Klimawandel und seine Auswirkungen eines der zentralen Themen des Jahres: Plastik im Meer, problematische Produktionskreisläufe für Smartphones, die richtige, das heißt am wenigsten klimaschädliche Ernährung oder Aufräumaktionen, wie beispielsweise der RhineCleanUp am 14. September. Nahezu täglich wird darüber berichtet.
Der menschengemachte Klimawandel ist zwar seit Jahren von der Wissenschaft belegt, aber es gibt Daten, Fixpunkte, feste Tage, an denen auf das Thema noch deutlicher hingewiesen wird. Zum Beispiel der 29. Juli dieses Jahres, der sogenannte earth overshoot day. Seit diesem Tag haben wir so viele Ressourcen verbraucht, wie die Erde innerhalb eines Jahres regeneriert und nachhaltig zur Verfügung stellt. Wenn Ihr das mit Eurem Bankkonto vergleicht: Ab diesem Tag müsstet Ihr Euer Konto überziehen und Euch was leihen. Und natürlich mit Zinsen zurückzahlen.
„Zeit, dass sich was dreht“
Auch an uns ist das Thema nicht spurlos vorbeigegangen: Als wissenschaftsunterstützende Einrichtung nehmen wir die Forschungsergebnisse zum Klimawandel ernst! Und so hat Anfang September erstmals unsere neue AG Nachhaltige UB getagt. Zehn Mitglieder aus ganz unterschiedlichen Bereichen sind angetreten, um unsere Organisation klimafreundlicher zu gestalten. Dabei hinterfragen wir auch unseren Umgang mit Ressourcen kritisch, beispielsweise unseren Papierverbrauch (Stichwort: Rückgabequittung). Zudem möchten wir Euch Nutzerinnen und Nutzern ein nachhaltigeres Arbeitsumfeld gestalten. Wie genau? Darüber werden wir Euch hier auf dem Laufenden halten!
Wir machen aber nicht an den Mauern der UB halt, sondern möchten uns austauschen, vernetzen und ein Statement setzen. So hat die Leiterin der AG im September an der Veranstaltung bibTalk Zukunft – Nachhaltig – Gestalten in Stuttgart teilgenommen und wir waren am 20. September am Fridays for Future-Sternmarsch mit dabei. Nachhaltigkeit ist aber derzeit auch eines der großen Themen des Bibliothekswesens weltweit. Konsens ist, dass Bibliotheken vor allem durch ihre Informationsfunktion einen wichtigen Beitrag zu nachhaltigen Entwicklungen leisten können. In Deutschland haben sich beispielsweise das Netzwerk Grüne Bibliothek und die Libraries for Future gegründet. Der internationale Bibliotheksverband IFLA hat eine Karte erstellt, auf der Ihr Euch über nachhaltige Bibliotheksprojekte aus der ganzen Welt informieren könnt. Darüber werden wir ausführlicher in einem späteren Artikel berichten.
„Hat irgendwer gesagt, es wäre Zeit für Helden? Heldenzeit!“
In unserer neuen Reihe hier in unserem Magazin werden wir Euch regelmäßig vorstellen, was zu den Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel an der JGU und darüber hinaus passiert. Wir haben unter anderem mit Studierenden gesprochen, die die Fridays for Future-Demos in Mainz mitorganisieren und mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die an Fragestellungen zur Nachhaltigkeit forschen. Aber wir schauen auch über den Mainzer Campus hinaus: Welchen Stellenwert nimmt das Thema an anderen Universitäten im Ausland ein? Wir machen uns zudem auf die Suche nach Anregungen, was jeder einzelne von uns beitragen kann.
Klar, dass wir Euch wie gewohnt bei der Literatur- und Informationssuche unterstützen, mit Literaturtipps rund ums Thema. Einen ersten Einstieg bietet zum Beispiel das Buch von Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber Der Klimawandel, das auf ca. 140 Seiten einen guten Überblick bietet. Wir lernen die Klimageschichte kennen, erfahren, was globale Erwärmung bedeutet und verstehen die Folgen des Klimawandels, die auf uns alle zukommen. Außerdem erfahren wir etwas über die Klimadiskussion – etwa wie Fakten gerne mal in Fake News verwandelt werden – und können uns über erste Lösungsvorschläge informieren.
Wenn Ihr es nachlesen wollt: Das Buch steht in unserer Lehrbuchsammlung in mehreren Exemplaren zur Verfügung (Signatur: 35A 614).
Also, lest, folgt, liked uns und steigt in die Diskussion mit ein – engagiert Euch gerne mit uns zusammen!
Teilen
Stephan Jung arbeitet seit 20 Jahren in der UB.
Stefanie Martin arbeitet in der Bereichsbibliothek MIN.