Das Opfer bezeichnete sich selbst als „älteste Studentenzeitung Westdeutschlands“ und konnte zum Tatzeitpunkt auf eine turbulente zwanzigjährige Geschichte zurückblicken. Die Zeitung und ihre Mitarbeiter eckten immer wieder an. So wurde der nobis-Redakteur Jörg Bilke 1961 beim Besuch der Leipziger Buchmesse wegen „staatsfeindlicher Hetze“ verhaftet und zu dreieinhalb Jahren Haft im DDR-Zuchthaus verurteilt. Auslöser hierfür waren DDR-kritische Artikel, die er in der nobis veröffentlicht hatte. Da man sich in den 1960er Jahren der APO zugehörig fühlte, organisierten nobis-Mitarbeiter verschiedentlich Protestaktionen mit, beispielsweise gegen die große Koalition im November 1966.
Die nobis wurde zwar vom AStA in Auftrag gegeben, agierte laut dem ehemaligen Chefredakteur Thomas Schneider aber weitestgehend unabhängig. Sie erschien sieben Mal im Jahr in einer Auflage von 8.000 Exemplaren. Ihre Leserschaft fand sie überwiegend unter den Angehörigen der JGU, aber ein kleiner Teil der Abonnenten war über die ganze Republik verteilt. Einige Leser hatte die Zeitung zudem auch im „Ostblock“, Westeuropa und sogar in Afrika. Dass ein Teil des Semesterbeitrags eines jeden Studierenden in die Finanzierung der Zeitung floss, war einer der Kritikpunkte, die im Vorfeld der Verbrennung geäußert wurden. Nicht selten fiel das Wort „Zwangsfinanzierung“, das uns ja auch heute immer mal wieder begegnet.
Im Januar 1969 nahm der alljährliche nobis-Presseball (ehemals „Ball der Nationen“) orgienhafte Züge an: Eine junge Frau soll sich „blitzartig“ ausgezogen und anschließend ein „heftiges Liebesspiel“ mit einem nur in Socken gekleideten Mann begonnen haben. Die Veranstaltung schlug daraufhin derart hohe Wellen, dass nicht nur der Universitätsrichter eingeschaltet wurde, sondern auch die Kriminalpolizei ermittelte. Wenig später kündigte der nun vom RCDS dominierte AStA den Vertrag mit der Zeitung auf. Begründung: „unklares Finanzgebahren und anstößige Gestaltung der Zeitschrift.“ Die nobis stellte daraufhin Ende März 1969 ihre Arbeit ein. Eine Ära fand ihr Ende.