Friedrich von Pfeiffer, Jakob Welder, Johann-Joachim Becher und Colonel Kleinmann? Du fragst dich, woher die Straßennamen auf dem Campus kommen? Dann bist du hier genau richtig. Hier erfährst du die Hintergründe zu den Namensgebern, aber auch Tipps und Tricks zu deinem Studium.
Jakob-Welder-Weg? Wo soll der sein?
Die meisten Studierenden werden den Campus das erste Mal über eben jenen Jakob-Welder-Weg betreten haben, ohne sich dessen bewusst gewesen zu sein. Bist du z. B. bei deinem ersten Besuch an der Uni vom Hauptbahnhof mit der neuen Mainzelbahn zur Haltestelle „Universität“ gefahren? Falls ja, dann gehörst du dazu! Der Jakob-Welder-Weg beginnt nämlich an der „wunderschönen“ Betonwüste, die seit kurzem den Eingang zur Universität bildet.
Wo bekomme ich Kippen her? Jakob-Welder-Weg 1.
In den Arkaden am Vorplatz bekommt man fast alles, was das Studierendenherz begehrt. Hier gibt es frischen Kaffee und belegte Brötchen in Werner’s Backstube, Zigaretten beim Tabak-Landenberger oder Lese- bzw. Lernstoff in der Campus Buchhandlung Mainz. Wenn du deine Seminar-, Bachelor- oder Masterarbeit fachgerecht drucken lassen möchtest, bist du bei den freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Copyline Mainz sicher an der richtigen Adresse.
Die verrückte Büste! Forum universitatis.
Geht man weiter durch den ersten Torbogen der ehemaligen Flak-Kaserne, grüßt einen die Büste von Johannes Gutenberg an ihrem angestammten Platz. Zu Beginn des Sommersemesters 2015 war dies jedoch anders. Der Sockel war leer. Lies die ganze Geschichte hier.
Ob Gutenberg tagein und tagaus auf den Jakob-Welder-Weg blickt, ist jedoch nicht ganz klar. So scheint der Weg auf bestialische Art und Weise durch das „Forum universitatis“ in zwei Teile zerstückelt worden zu sein. Erst hinter dem zweiten Torbogen beginnt abermals der bemitleidenswerte Weg. Dort befindet sich dann das Gebäude der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften mit der Anschrift Jakob-Welder-Weg 9.
Wo bekomme ich eine „Erstitüte“? Das ReWi.
In dem blau akzentuierten Gebäude haben die Erstsemester unter euch am Mittwoch, den 11. Oktober 2017 um 11:00 Uhr die Möglichkeit durch den Präsidenten der JGU, Herr Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch begrüßt zu werden. Hier richtet er im Hörsaal RW 1 das Wort an die Erstis. Lasst Euch diese Veranstaltung nicht entgehen, denn im Anschluss an die Veranstaltung verteilt der AStA im Foyer die sogenannten „Ersti-Tüten“.
ACHTUNG: Die „Ersti-Tüten“ sind auch bei höheren Semester sehr beliebt und daher schnell vergriffen.
Was brauche ich für mein Studium? Die UB.
Die wichtigste Karte, neben dem Semesterticket, ist für jeden Studierenden die Studicard. Diese erhaltet ihr u. a. an der Ausleihtheke in der Halle der Zentralbibliothek im Jakob-Welder-Weg 6. Wenn du eingeschriebene/r Studierende/r an der Universität bist, benötigst du dafür 5,- €, eine Studienbescheinigung und einen gültigen Lichtbildausweis. Die StudiCard dient gleichzeitig auch als Bibliotheksausweis. So ausgestattet kannst du Bücher ausleihen, an den Geräten der Uni kopieren, scannen und drucken sowie in den Einrichtungen des Studierendenwerks bargeldlos bezahlen.
Wo kann ich so richtig lernen? Das GFG.
Direkt neben die Zentralbibliothek schmiegt sich seit 2013 das Georg Forster-Gebäude an. Dort sind die Institute für Erziehungswissenschaften, Soziologie, Politikwissenschaft und Publizistik beheimatet. Solltest du keinen dieser Institute angehören, bietet dir das quietschgrüne Gebäude trotzdem einiges. In der Mensa im Erdgeschoss kannst du dich unter anderem mit kleinen Snacks oder Getränken eindecken. Im Sommer verfügt die Mensa überdies über Sitzmöglichkeiten im Freien. Sind diese belegt, kannst du problemlos auf die großzügige Sitzlandschaft vor dem GFG ausweichen. Hier findet sich eigentlich immer ein Plätzchen. Des Weiteren verfügt das GFG über eine der schönsten Bereichsbibliotheken der Universität.
ACHTUNG: Gerade im Sommer sind die Plätze in der Bereichsbibliothek GFG schnell restlos belegt! Solltest Du nicht zwingend auf die Bücher vor Ort angewiesen sein, dann findest Du auch woanders einen Platz zum Lernen (andere Bibliotheksstandorte, Gruppenarbeitsräume im GFG, ...).
Was geht sonst noch? Das Philo.
Wiederum in direkter Nachbarschaft schließt sich das Philosophicum an. Das Philo zählt zu den bekanntesten Gebäuden auf dem Campus. Anfang 2015 wurde eine defekte Tür des Philos zum viralen Hit. Unter dem Hashtag #technikeristinformiert konnte die ganze Netzgemeinde am Schicksal der Tür teilhaben. Was dabei genau vor sich ging, kannst du hier nochmal nachschauen. Die Tür ermöglicht mittlerweile wieder den Zugang zum alten Teil (I) des Philosophicums und damit zu den Hörsälen mit der Kennung P. Auch eine Bereichsbibliothek hält das Gebäude bereit. Im Philsophicum findet sich nicht jeder gleich zurecht. Was du dort wo findest, erfährst du hier.
Tipp: Im Hörsaal P1 finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen von und für Studierende statt. Darunter zählen Konzerte der Musiker des SinfOrMa und Aufführungen der Schauspieler von Musical Inc. Infos und Karten für diese Events erhältst du in der Regel im großen Flur des Philosophicums.
Wo spielt die Musik? Die HFM.
Zwischen dem P1 und dem GFG erstrahlt die Schule des Sehens. Auf der anderen Straßenseite des Jakob-Welder-Wegs hält sich nach wie vor die alte Chemie mit den Hörsälen HS 20 und 21. Den Abschluss dieses Bereiches markiert das Philophicum II. Der dieses Jahr fertiggestellte Neubau hält Büros für die Fachbereiche Sozialwissenschaften, Medien und Sport (FB 02), Philosophie und Philologie (FB 05), Geschichts- und Kulturwissenschaften (FB 07) sowie für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentrums für Lehrerbildung (ZfL) bereit.
Überquert man nun die Straßenkreuzung, tragen nur noch die Gebäude auf der rechten Seite die Adresse Jakob-Welder-Weg. Dort fällt auch gleich ein symmetrischer Bau auf. Die Hochschule für Musik befindet sich darin. Das Gebäude komplettiert mit seiner Bereichsbibliothek das Bibliotheksquartett im Jakob-Welder-Weg.
Tipp: Stehst du auf den Klang von alten Schallplatten? Dann besuch doch mal die Bibliothek der Hochschule für Musik. Hier kannst du nicht nur alte Schallplatten ausleihen, sondern auch direkt vor Ort abspielen.
Wo bewegt sich was? Der Hörsaal RW I.
Im Jakob-Welder-Weg bewegt sich etwas. Und zwar die Bilder. Im Jahr 2014 drehte der SWR ein Portrait über den Weg. Des Weiteren strahlt der SWR einmal im Jahr den “UniTalk” aus dem zum Fernsehstudio umgebauten Hörsaal RW I aus. Moderator Fritz Frey durfte dabei schon u.a. 2014 den Publizisten Roger Willemsen (†2016), 2015 den Late Night Pionier Harald Schmidt und zuletzt 2017 den Satiriker Jan Böhmermann und damit die journalistische Elite interviewen.
ACHTUNG: Die Karten für diese Veranstaltungen sind kostenlos und werden vom AStA verteilt. Auch hier gilt: Wer zuerst kommt… Willst du noch Karten bekommen, musst du also früh aufstehen, denn zuletzt waren die Karten in kürzester Zeit vergriffen.
TIPP: Wusstest du schon, dass die Universität selbst ein Medienzentrum hat, bei dem Studierende Kameras plus Equipment, Schnittplätze und sogar ein TV-Studio kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen können? Die Räumlichkeiten des Medienzentrums befinden sich zwar überwiegend nicht auf dem Campus, sondern oberhalb des Mainzer Hauptbahnhofs (Ausgang West) im Medienhaus in der Wallstraße 11. Doch einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Medienzentrums haben ihre Büroräume im Untergeschoss des Philosophicums I und gehören damit zum Jakob-Welder-Weg.
Ist das Kunst oder kann das weg? Der öffentliche Raum.
Bist du kunstbegeistert? Sagt dir der Namen Banksy etwas? Dann mach‘ die Augen auf im Jakob-Welder-Weg. Ob es sich bei Graffiti um Kunst, also Streetart, handelt, darum streiten sich ja bekanntlich die Geister. Aber im Jakob-Welder-Weg findet sich das ein oder andere gelungene Stencil. Wenngleich diese sehr ungern von der Hochschulleitung gesehen werden. Ungleich gewollter kommen dagegen die Plastiken daher. Direkt am Wiederbeginn des Weges befindet sich die Plastik „Ohrmuschel I+II“ von Gernot Rumpf aus dem Jahre 1992. Im weiteren Verlauf des Weges finden sich weitere Kunstwerke im öffentlichen Raum.
Vor der „Schule des Sehens“ bildet die Bronzefigur eines Mädchens mit dem benachbarten „Mann mit Pferd“ vor dem Philosophicum ein interessantes Pärchen. Der von Reinhold Petermann 1968 geschaffene „Mann“ fristete jedoch jahrzehntelang ein einsames Dasein. Erst in diesem Sommer bekam er Gesellschaft in Form des von Frau Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Gateff gestifteten Mädchens. Etwas versteckt zeigen sich „Zwei zum Flug ansetzende Schwäne“. Diese von Hubert Fridberg geschaffene Bronzefigur befindet sich zwischen dem Gebäude der Kernchemie und dem Gebäude der Biochemie Genetik im hinteren Teil des Weges. Im Philosophicum I vor dem Hörsaal P5 können darüber hinaus Indische Bronzefiguren aus der Sammlung von Ursula Walter bestaunt werden.
Und wer war jetzt eigentlich Jakob Welder?
In dem oben verlinkten Kurzbeitrag vom SWR wird an Studierende auf der Straße und im Hörsaal RW 1 die Frage gerichtet: „Wer war eigentlich Jakob Welder?“. Viele Studenten zeigten sich ahnungslos, andere pfiffig. So gab einer an: „Der Namensgeber von der Straße“. Ein weiterer Student konnte mit Hilfe seines Laptops zumindest ergoogeln, dass es sich bei Jakob Welder um den ersten Rektor der (alten) Mainzer Universität handelt. Tatsächlich ist über Jakob Welder auch nicht viel mehr bekannt. Die meisten Informationen über seine Person hat Walter Menn in seiner Schrift „Der erste Rektor der Universität Mainz“ zusammengetragen.
Nach Menn wurde Welder um 1435 in Siegen geboren. Der Familienname Welter/Welder war in Siegen kein Unbekannter. Einige Bürgermeister von Siegen trugen im 15. Jahrhundert diesen Namen und waren aller Wahrscheinlichkeit nahe Verwandte von Jakob Welder. Erschwerend zur Einordnung Welders kommt hinzu, dass ein weiterer Jakob Welder (d.Ä.) ebenfalls aus Siegen und in Mainz tätig war. Dieser verstarb jedoch schon 1465. Die Eltern von Jakob Welder (d.J.) sind nicht bekannt. Bezeugt ist, dass Jakob Welder am 17. Juni 1453 das Grundstudium an der Universität zu Köln aufgenommen hat. Bereits ein Jahr später im November erlangte er das Bakkalaureat (Bachelor). Seit April 1456 lehrte er als Magister an der Artistenfakultät. Neben dieser Lehrtätigkeit studierte er Theologie. Dieses Studium schloss er 1467 mit dem Bakkalaureus und 1469 mit dem Bakkalaureus formatus ab. Anschließend erlangte er den Grad eines Doktors und etwa 1471 den eines Professors.
1473 wechselte er an die neugegründete Universität Trier und hielt am 16. März den Eröffnungsgottesdienst in der Domkirche zu Trier. Im folgenden Jahr zählte Welder zu einem Ausschuss, der die Satzungen der Universität aufstellte. Spätestens im Januar 1475 hatte Welder die Universität Trier wieder verlassen. Anschließend nahm er eine Professur in Heidelberg an, die er aber nie wirklich ausübte. Menn geht davon aus, dass Welder spätestens ab 1473 Kanoniker und ab 1476 Dekan am Stift St. Peter in Mainz gewesen sei. Wenn Welder aber bereits ab 1473 Ämter in Mainz ausübte, spricht einiges dafür, dass er in engem Austausch mit dem Mainzer Kurfürst und Erzbischof Diether von Isenburg gestanden hatte, von diesem über die Gründung der Mainzer Universität informiert gewesen war und aufgrund dieser Perspektive nicht in Heidelberg lehrte.
Welders Vermächtnis
Schließlich eröffnete die alte Mainzer Universität am 1. Oktober 1477 seine Pforten. Die erste Rektorwahl fiel, wie bereits erwähnt, auf den Theologen. Wann die Wahl stattfand und wie lange Welder dieses Amt ausführte, ist nicht bekannt. Der mögliche Zeitraum des Rektorats von Welder umfasst die Jahre 1477-1479. 1480 folgte direkt oder indirekt der Mediziner Peter von Viersen als Rektor. Am 18. Mai 1483 verstarb Welder. Er sei von seinen Schülern (Discipulis) hochgeschätzt (singulariter observaretur) und von den Mainzer Bürgern (Civitatis Incolis) geliebt (ameretur) worden. Testamentarisch hinterließ er der Universitätsbibliothek (librariam Universitatis) Mainz 22 Bücher (Libros xxii) und gilt somit als ihr Mitbegründer. Daher ist es nur folgerichtig, dass sich im Jakob-Welder-Weg gleich mehrere Bibliotheksstandorte befinden.
TIPP: Noch nicht genug? Das Buch von Walter Menn über Jakob Welder kann in den Bereichsbibliotheken GFG und Philosophicum gelesen und aus dem Magazin der ZB bestellt werden.
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Daniel Fröb studierte Geschichte und Publizistik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Im Sommersemester 2017 schloss er dieses Studium ab. Er ist Mitarbeiter der Universitätsbibliothek Mainz.