Aber natürlich kein Streik ohne Regeln. So sollte zwar der Campuseingang blockiert werden und auch die PKWs auf Parkplätze außerhalb der Uni umgeleitet werden, technische Einrichtungen und Versuche, die keine Betriebsunterbrechung dulden, waren aber vom Streik ausgenommen. Da der Campus auch damals schon mehrere Eingänge hatte, die nicht blockiert wurden, konnte eigentlich jeder der studieren wollte, seinem Bedürfnis nachkommen. Schon zuvor hatte das Streikkomitee Mitstudis darum gebeten, auch einen der anderen Eingänge zu benutzen. Diese waren, glaubt man den damaligen Studis, auch zu jeder Zeit passierbar. Die Mainzer Allgemeine Zeitung behauptete in einem Artikel das Gegenteil. Auch wurde dort auf ein gewisse chemische Substanz verwiesen – dazu aber später mehr. Trotz alledem stellte der Oberpedell fest, die Vorlesungen seien noch nie so gut besucht gewesen wie an diesem Tag.
In Deutschland hat alles seine Ordnung, selbst das Streiken verläuft nach Plan. Blickt man in den Zeitplan des damaligen Streiks, steht dort:
07.00 Uhr: Beginn des Sit-In
09.30 Uhr: Voten, Referate und Diskussion mit Professoren und Studierenden
11.00 Uhr: Hauptreferat „Streik als Form politischen Widerstandes“ durch einen Referent der IG-Metall.
Vielleicht hatte Lenin recht, als er die Deutschen verdächtige, vor der Stürmung eines Bahnhofs erstmal eine Bahnsteigkarte zu kaufen…