Moldavite sind natürliche, flaschengrün gefärbte Gläser, die beim Einschlag eines Meteoriten vor 14,8 Millionen Jahren im heutigen Bayern (Nördlinger Ries) entstanden und dann größtenteils im Gebiet der Tschechischen Republik niedergegangen sind. Solche durch einen Meteoriten-Einschlag entstandene und über weite Entfernungen transportierte Gläser werden als Tektite bezeichnet.
Der Begriff „Tektit“ stammt aus dem griechischen tektos (= geschmolzen). Die Benennung Moldavit erfolgt nach dem Fluss Moldau, denn am oberen Flusslauf der Moldau in Südböhmen liegt das Hauptfundgebiet. Moldavite werden aber auch in Mähren gefunden und vereinzelt in Westböhmen, im Waldviertel (Österreich) und in der Lausitz.
Nach heutigen Untersuchungen lief die genaue Entstehung der Moldavite folgendermaßen ab: Ein im Durchmesser etwa 1.500 Meter großer Meteorit trat mit etwa 70.000 km/h in die Erdatmosphäre ein begleitet von einem im Durchmesser rund 150 Meter großen Meteoriten. Die Stücke schlugen nahezu ungebremst auf der Erdoberfläche ein und bildeten zwei große Krater, das heutige Nördlinger Ries und das Steinheimer Becken. Beim Einschlag wurden die Meteoriten und die darunter liegenden Gesteinsschichten extrem verdichtet. Unter hohem Druck und Temperaturen bis zu 30.000 Grad schmolz das Gestein und wurde mit bis zu 25-facher Schallgeschwindigkeit als heißer „Gesteinsdampf“ ausgeschleudert. Während des Flugs kühlte das Material ab und erstarrte zu Glaspartikeln.
Die Moldavite sind so zwischen 250 und 450 Kilometer weit geschleudert worden und im heutigen Tschechien in den sogenannten Streufeldern „abgeregnet“. Man schätzt, dass sich so etwa 1 Million Tonnen Moldavite gebildet haben. Entscheidend ist der flache Winkel beim Aufprall des Meteoriten. Bei steilerem Aufprallwinkel wird der Gesteinsdampf vom Meteoriten absorbiert und es kommt nicht zur Bildung von Tektiten.
Moldavite – die einzigen Tektite in Europa – haben meist Tropfenform, die durch die Bewegung in der Atmosphäre in die Länge gezogen, abgeflacht oder gebogen wurde. Durch den Transport in Flüssen oder im Sediment wurden sie gebrochen und abgerundet und es bildete sich die typische Oberflächenform mit Rillen, Blasen und Einschlüssen. Das Gewicht der Moldavite variiert zwischen wenigen Gramm und maximal 250 Gramm. Die kleinsten Moldavite stammen aus Südböhmen, die größten mit 259 und 233 Gramm sind aus Westmähren bekannt. Letzterer befindet sich in der Sammlung des Westmährischen Museums in Trebíč. Moldavite bestehen hauptsächlich aus Quarz, lehmigen Mineralien und Karbonaten. Die grünliche Farbe resultiert aus dem geringen Eisengehalt. Die ungewöhnlich hohe Transparenz hängt eng mit dem geringen Titangehalt zusammen. Der Wassergehalt ist so gering, dass Tektite das trockenste Naturmaterial auf unserem Planeten sind.
Prof. Dr. Kirsten I. Grimm, Stellv. Leiterin der Sammlungskoordination / Kuratorin der Naturwiss. Sammlungen