Unter den rund 70 Exponaten, die es Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ermöglichen, Mathematik spielerisch durch eigenes Experimentieren zu entdecken, sticht ein Stück besonders hervor: ein überlebensgroßer, grüner Tannenzapfen. Rund einen Meter hoch ist die akribisch nach der Natur gearbeitete Nachbildung. Die Mainzer Künstlerin Meike Düppers hat sie eigens für die Sammlung angefertigt.
Was hat dieser Tannenzapfen mit Mathematik zu tun? Nun, sehr viel: Er veranschaulicht ohne weitere Hilfsmittel ein interessantes Phänomen in der Natur, mit dem sich Mathematiker bereits seit Jahrhunderten beschäftigen. Blickt man auf das dicke Ende eines Tannen- oder Kiefernzapfens, erkennt man links- und rechtsdrehende Spiralen. Die Anzahl dieser Spiralen unterliegt natürlichen Gesetzmäßigkeiten. Das Zapfenmodell der Mainzer Sammlung weist 8 linksdrehende und 13 rechtsdrehende Spiralen auf. Dieselbe Anzahl findet sich auch bei Pinien- und Kiefernzapfen in der Natur. Tannen- und Fichtenzapfen haben 5 beziehungsweise 8 Spiralen, kleine Zapfen 3 beziehungsweise 5 Spiralen.
Auch Sonnenblumen weisen links- und rechtsdrehende Spiralen auf, etwa in der Kombination 21 links- und 34 rechtsdrehender Spiralen. Es finden sich aber auch die Kombinationen 34 und 55, 55 und 89 bis hin zu 144 und 233. Weitere Beispiele für das Auftreten dieser Zahlen in der Natur sind die Anzahlen von Blütenblättern: Schneeglöckchen: 3, Butterblume: 5, Rittersporn 8, Arnika: 13, Aster: 21, Gänseblümchen 34, 55 oder 89 Blätter. Rechnerisch – und damit kommen wir zur Mathematik – lassen sich diese Zahlen erzeugen, indem man in der Folge mit den Anfangsgliedern 1 und 2 jeweils das nächste Folgenglied durch Aufaddieren der beiden vorangehenden Folgenglieder gewinnt, also: 1, 2, 1+2=3, 2+3=5, 3+5=8, 5+8=13, 8+13=21, 13+21=34 und so weiter.